Hund kommt nicht zur Ruhe: Ursachen & Lösungen im Überblick

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Dein Hund ist ständig hibbelig und will einfach nicht zur Ruhe kommen? Dann ist es gut möglich, dass mit dem Vierbeiner etwas nicht in Ordnung ist. Die meisten Gründe sind vergleichsweise harmlos, es gibt aber auch Fälle, in denen professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden sollte.

Im folgenden Artikel lernst Du die 10 häufigsten Gründe für ständige Unruhe bei Hunden kennen. Ferner nenne ich dir 8 gute und bewährte Lösungen, mit denen dein Liebling besser herunterkommen kann.

10 Gründe dafür, dass der Hund unruhig ist

1. Hyperaktivität

Auch Hunde können unter Hyperaktivität leiden. Die Symptome ähneln dann sehr der menschlichen ADHS: Betroffene Vierbeiner haben Konzentrationsprobleme, stehen ständig unter Strom und wollen einfach nicht entspannen können.

Eine finnische Studie mit mehr als 11.000 vierbeinigen Probanden kam dabei zu dem Schluss, dass besonders jüngere Rüden, die häufig alleine gelassen werden, von dem Phänomen betroffen sind. Auch bestimmte Rassen sind anfälliger für “Hunde-ADHS”.

Dazu gehören:

  • Cairn Terrier
  • Deutscher Schäferhund
  • Jack Russell Terrier
  • Staffordshire Bull Terrier.

Quelle: Sulkama et.al.: Canine hyperactivity, impulsivity, and inattention share similar demographic risk factors and behavioural comorbidities with human ADHD. Translational Psychiatry 11, 501 (2021).

Hyperaktive Hunde sind nicht nur permanent unruhig, sondern haben oft auch Probleme mit der Disziplin, sie hören z.B. nur schlecht oder unregelmäßig auf Kommandos. Auch Frust in Verbindung mit Aggressivität oder zerstörerischem Verhalten wird häufig beobachtet.

2. Der Vierbeiner ist unausgelastet

Sehr nah mit Hyperaktivität verwandt, aber leichter behebbar ist eine chronische Unterauslastung des Hundes. Jeder Vierbeiner muss sich jeden Tag aufs Neue verausgaben – je nach Rasse und körperlichen Voraussetzungen unterscheidet sich das nötige Energiepensum teilweise deutlich.

Betroffen sind oft Hunde, die nur wenig Auslauf bekommen, z.B. weil sie in einer Stadtwohnung gehalten werden oder der Halter häufig unterwegs ist. Sind diese Tiere in menschlicher Obhut, dann wirken sie oft sehr unternehmenslustig und wollen – auch, wenn ihr Besitzer müde ist – keine Ruhe geben.

3. Angststörungen, Stress & chronische Nervosität

Leider sind viele Hunde wahre Nervenbündel und leiden unter Angststörungen. Laut einer Studie mit 3284 Teilnehmern handelt es sich meistens um

  • Lärmempfindlichkeit (39,2 Prozent der betroffenen Hunde)
  • Allgemeine Angstgefühle (26,2 Prozent) und
  • Trennungsangst (17,2 Prozent).

Derartig geplagte Vierbeiner sind oft permanent unruhig – ständige Furcht führt dazu, dass sie nicht abschalten können, weil sie immer erwarten, sich vielleicht verteidigen zu müssen. Bei Trennungsangst wird der Vierbeiner immer versuchen, in der Nähe seiner Bezugsperson zu sein, um sie nicht wieder zu verlieren.

Hundetrainer Steve Kaye über nervöse Vierbeiner. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=BH51Cm6C0cE .

Stark mit Angststörungen verwandt ist ständiger Stress. Dieser kann auch durch andere Faktoren verursacht werden, z.B. dominante Artgenossen oder starke Veränderungen im Tagesablauf.

4. Rassebedingter Charakter

Unruhe kann aber auch genetisch bedingt sein: Es gibt einige Rassen, die nicht zum Ausruhen gezüchtet wurden, sondern echte Arbeitstiere sind. Diese Hunde haben dann eine sehr ausgeprägte Aufmerksamkeit, sie sind fast ständig im “Aufpass-Modus” und kommen einfach nicht zur Ruhe.

Oft handelt es sich dann um Gebrauchstiere wie Wach- und Hütehunde, die nicht abschalten können. Aber auch Jagdhunde haben oft das Bedürfnis, immer aufmerksam zu sein und beim kleinsten Signal einzuschreiten.

5. Parasiten

Ein weiterer Grund für ständig unruhiges Verhalten sind Parasiten:

  • Oft handelt es sich dabei um Endoparasiten, die vor allem im Darm der Vierbeiner leben, z.B. Würmer und Giardien. Diese Schmarotzer können aber auch andere Organe befallen.
  • Andere Plagegeister leben vor allem in Haut und Fell des Hundes. Dazu gehören beispielsweise Zecken, Milben und Flöhe.

Parasiten können den Körper des Vierbeiners stark schwächen und u.a. ständige Unruhe wegen Juckreiz oder Verdauungsproblemen bewirken.

6. Starke Schmerzen

Hunde versuchen instinktiv, es sich nicht anmerken zu lassen, wenn sie unter starken Schmerzen leiden. In der freien Natur hat dies einen sehr ernsten Hintergrund: Sichtbare Schwäche könnte schließlich Feinde anlocken und den Tod des Vierbeiners bedeuten.

Dieses Verhalten hat sich auch heute noch erhalten: Bei Krankheit, Verletzungen oder chronischen Erkrankungen wie Arthrose und Arthritis bleiben die Tiere selbst dann aktiv, wenn ihnen schon alles wehtut.

Das kommt aber nicht von ungefähr: Damit der Hund trotzdem funktionieren kann, stößt der Körper viele Stresshormone wie Adrenalin aus. Das hindert die Fellnasen daran, zur Ruhe zu kommen, sie stehen ständig unter Strom.

7. Haschen nach Aufmerksamkeit

Wenn dein Hund ohne ersichtlichen Grund immer um dich schwirrt und nicht abschalten möchte, kann aber auch die Psyche eine Rolle spielen: Vierbeiner, die viel Zeit alleine verbringen müssen, versuchen dies, zu kompensieren, sobald ihre menschliche Familie zugegen ist.

Verstörte Hunde, die stark unter Trennungsangst leiden, werden dann versuchen, ihrem Besitzer nicht mehr von der Seite zu weichen. Es gibt aber auch entspanntere Tiere, die einfach einen starken Spieltrieb haben und diesen mit dir ausleben möchten: Auch dann rücken sie dir lieber auf die Pelle, als Ruhe zu geben.

8. Demenz

Leider können auch Hunde unter einer Demenzerkrankung leiden. Bei Vierbeiner heißt die Diagnose dann “Kognitives Dysfunktionssyndrom” (CDS), die Symptome ähneln der menschlichen Alzheimer-Erkrankung stark.

Betroffene Tiere leiden eigentlich immer unter ständiger Unruhe: Unter anderem ist der Tagesrhythmus gestört, die Vierbeiner erkennen eigentlich bekannte Umgebungen und Personen kaum noch. Sie reagieren entsprechend ängstlich, gestresst und gereizt – alles Impulse, die unruhiges Verhalten triggern.

Hundedemenz ist unheilbar, die Diagnose wird mit Hilfe neurologischer Untersuchungen und Fragebögen gestellt. Mit engmaschiger tierärztlicher Betreuung ist es aber möglich, das Leben des Vierbeiners deutlich länger hochwertig zu gestalten.

Weitere Symptome für Demenz bei Hunden

  • Hund reagiert deutlich anders auf bekannte Dinge
  • Herumbellen, ohne dass ein Grund bestehen würde
  • Depressives, antriebsloses Verhalten
  • Hund ist nicht mehr stubenrein
  • Mehr Appetit, Betteln nach Futter.

Quelle: VetSpezial Zentrum für Kleinmedizin, Lehrte.

9. Fehlende oder unbequeme Rückzugsorte

Hast Du schon einmal versucht, dich auf einem viel zu kleinen Sofa oder einer unbequemen Matratze auszuruhen? Wenn ja, dann hast Du dich wahrscheinlich kaum erholt.

Hunden geht es dabei nicht anders: Wenn sie keine Rückzugsorte haben und z.B. auf dem Fußboden schlafen müssen, können die Tiere kaum eine erholsame Pause einlegen. Auch ein zu kleines, zu großes, zu weiches oder zu hartes Hundebett führt dazu, dass der Hund kaum ein Auge zubekommt.

Stattdessen bleibt der Vierbeiner dann ungewollt lieber wach: Er wirkt dann sehr unruhig.

10. Hund muss sich “erleichtern”

Wenn ein Hund auf einmal ständig unruhig ist, kann es aber auch ganz natürliche Ursachen haben: Es kann sein, dass der Vierbeiner sich einfach “erleichtern” möchte – ist er stubenrein, wird er dies natürlich nicht im Haus machen wollen, erkennst Du dein Bedürfnis nicht, wird er auf dich unruhig wirken.

Dies kann auch vorkommen, wenn ihr eigentlich gerade erst vom Spaziergang zurückgekommen seid – z.B. aufgrund von Durchfall oder einer Blasenentzündung. Betroffene Vierbeiner werden sich dann oft nicht mehr “halten” können und ihr “Geschäft” in der Wohnung verrichten.

8 Dinge, die Du gegen ständige Unruhe tun kannst

Wenn dein Hund ständig unruhig ist, kann ich verstehen, dass Du dir Sorgen machst. Du bist aber nicht alleine, denn viele Hundehalter machen ähnliche Erfahrungen.

Das mag zunächst zwar kein Trost sein, bietet dir aber auch einige Chancen. Es gibt nämlich viele bewährte Lösungen, die – je nach Ursache – hilfreich sein können. Im folgenden Abschnitt findest Du 8 Dinge, die häufig wirken.

1. Beruhigungsmittel für Hunde

Wenn ein Vierbeiner ständig unruhig ist, versuchen es viele Hundehalter mit Beruhigungsmitteln. Dabei musst Du allerdings vorsichtig sein: Psychopharmaka sind nur für ganz schwere Fälle gedacht, Arzneimittel dürfen nur auf Anordnung des Tierarztes gegeben werden.

Es gibt allerdings auch pflanzliche Lösungen, die wirken können. Sie sind meistens frei von starken Nebenwirkungen und lassen den Hund entspannen, ohne dass er dabei sediert wird.

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Weitere Infos hierzu findest Du auch in unserem “Beruhigungsmittel für Hunde” Test und Vergleich.

2. Den Hund entspannen lassen

Eine noch schonendere und vielleicht sinnvollere Lösung ist es, den Hund einfach mal entspannen zu lassen. Das bedeutet: Du minimierst Stressfaktoren, sorgst dafür, dass er nicht unnötig getriggert wird und tust alles dafür, dass der Vierbeiner sich unbesorgt und wohl fühlt.

Dafür ist es natürlich wichtig, zu wissen, was den Vierbeiner bedrückt und worauf er positiv reagiert. Hierfür musst Du deinen Hund genau beobachten und auch nachdenken, welche Faktoren Du vielleicht gar nicht bemerkst, für ein Haustier aber sehr stressig sein können.

Einige Beispiele für bewährte Lösungen sind:

  • Verzicht auf unnötige Auto- oder Bus-/Bahnfahrten
  • Streichel- & Kuscheleinheiten
  • Beruhigende Musik & sanfte Worte
  • Vermeiden von stressigen Gassirouten mit vielen Menschen/dominanten Artgenossen
  • Reduzierung der Zeit alleine, z.B. mit einem Hundesitter
  • Weniger Lärm zu Hause, z.B. durch leiseren Fernseher/Radio
  • Schaffung von schalldämmenden Rückzugsorten, z.B. Hundehöhle.

3. Futterwechsel

Sowohl bei Stress als auch bei Verdauungsproblemen kann auch ein Futterwechsel helfen. So gibt es einige Spezialsorten für besonders anfällige Vierbeiner, z.B.:

Weiterhin kann es auch helfen, die Fütterungszeiten anzupassen: Wenn der Hund abends Probleme hat, zur Ruhe zu kommen, ist es so oft eine gute Lösung, die letzte Mahlzeit eher früh, z.B. gegen 18 Uhr, zu terminieren.

4. Ein bequemes “eigenes Reich” für den Vierbeiner

Hunde mögen es gerne bequem. Leider verstehen das manche Halter nicht und kaufen ein Hundebett oder Körbchen, ohne auf die Bedürfnisse des Vierbeiners Rücksicht zu nehmen. Dann ist es nur verständlich, dass das Tier nicht zur Ruhe kommen kann.

Deshalb solltest Du immer darauf achten, dass der Hund ein bequemes “eigenes Reich” hat, in das er sich zurückziehen und entspannen kann. Hierfür musst Du auch die Schlafgewohnheiten des Vierbeiners kennen.

Beispiele für schöne Schlaflösungen

  • Ein Hund, der gerne zusammengerollt liegt, sollte ein möglichst kleines Bett, in das er noch hineinpasst, bekommen – am besten mit hohem Rand
  • Liegt der Vierbeiner gerne ausgestreckt, kann es auch eine XXL Matratze sein
  • Tieren, die unter Gelenkproblemen leiden, kann oft mit einem orthopädischen Hundebett geholfen werden
  • Wenn der Hund sich gerne versteckt, z.B. unter dem Sofa, lohnt sich zudem ein überdachter Rückzugsort: Im Freien ist das oft eine Hundehütte, in der Wohnung sind insbesondere Hundehöhlen beliebt.

5. Mehr Auslauf & Bewegung

Bei hyperaktiven Hunden hilft es vor allem, sie richtig auszupowern. Wenn sie – im positiven Sinn – völlig fertig vom Auslauf zurückkommen, wollen sie wahrscheinlich vor allem schlafen.

Hierfür ist zunächst körperliche Bewegung sehr wichtig. Versuche also am besten, mehr Zeit für den Auslauf mit dem Vierbeiner zu investieren. Statt der herkömmlichen Gassiroute lohnen sich dann vor allem weitläufige, grüne Gebiete, z.B. ein Park oder ein Hundeauslaufgebiet.

Sofern dein Liebling körperlich geeignet ist, kannst Du auch mit einem Hundesport beginnen. Mit Beschäftigungen wie Zugsport, Dogscooting oder Mantrailing vergabt sich das Tier schneller aus, wird anschließend ruhiger und ihr beide werdet zudem ein noch besseres Team.

6. Beschäftigungsmöglichkeiten bieten

Neben der körperlichen Beschäftigung darfst Du aber auch die geistige Auslastung nicht vernachlässigen. Wenn das Gehirn des Vierbeiners gefordert wird, wirkt dies auch ermüdend. Weiterhin wird das Denkvermögen trainiert und der Hund langweilt sich weniger.

Eine schöne Möglichkeit, körperliche und geistige Übungen zu kombinieren, sind regelmäßige Kommando-Trainings. Aber auch Kaubeschäftigungen, Intelligenzspielzeug oder Schüffelteppiche können einen Hund geistig auslasten und so beruhigen.

7. Hundeschule & Verhaltensberatung

Du versuchst, alles für den Vierbeiner zu tun, hast aber keinen Erfolg? Dann ist es keine Schande, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

So gibt es viele Hundeschulen, die Kursmodule speziell für verhaltensauffällige Tiere, die nicht zur Ruhe kommen, anbieten. Teilweise gibt es auch Online Module, in denen Du und der Vierbeiner gemeinsam lernen können.

Auch ein geschulter Hundeverhaltensberater kann helfen: Er analysiert nicht nur den Hund, sondern auch die Beziehung zwischen dir und deinem Liebling und gibt anschließend wertvolle Expertentipps.

8. Gang zum Tierarzt

Manchmal ist die Ursache für die ständige Unruhe aber auch medizinisch: Insbesondere chronische Krankheiten oder Verletzungen, die mit starken Schmerzen verbunden sind und neurologische Leiden wie Demenz können eigentlich nur vom Tierarzt behandelt werden.

Auch schwere Verhaltensstörungen sind ein Grund, in die Praxis zu gehen. Wenn Du dir unsicher bist, warum das Verhalten deines Hundes auf einmal so unruhig ist, solltest Du also auf jeden Fall einen Besuch abstatten.

FAQs

Wie kann ich meinen Hund zur Ruhe bringen?

Viele Hunde lassen sich bereits mit einfachen, angelernten Kommandos zur Ruhe bringen. Manche Tiere sind aber aus verschiedenen Gründen ständig hibbelig: Gelegentlich muss man dann zum Tierarzt, oft reicht es aber schon aus, Stressfaktoren zu reduzieren und den Vierbeiner körperlich und geistig richtig auszulasten.

Weiterführende Studien & Infos

[1]: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1558787816300569
[2]: https://www.nature.com/articles/s41398-021-01626-x

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Über den Autor Sven Kohler

Sven schreibt leidenschaftlich gerne über alles, was seine liebsten haarigen Freunde angeht. Am Herzen liegen ihm dabei Hundeerziehung, -Gesundheit und natürlich -Ernährung- die absolute Grundlage für ein glückliches Hundeleben. Und da es auch eine schier unendliche Anzahl an Zubehör und Spielzeug gibt, macht sich Sven die Mühe und stellt Euch seine liebsten Produkte im Test vor.