Dein Welpe überdreht und beißt? Ursachen & Tipps 2024

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Welpen sind echte Energiebündel, die gerne ausgiebig spielen und sich austoben. Manche Hundekinder übertreiben es damit aber, sie werden dann richtig wild und beißen ihre Bezugspersonen sogar.

Dann musst Du sofort einschreiten: Hunde haben nämlich keine angeborene Beißhemmung, Du musst ihnen erzieherisch beibringen, dass das Schnappen oder Beißen ein absolutes No-Go ist.

Wie dir das gelingt, erfährst Du in den folgenden Zeilen.

10 Gründe, warum ein Welpe verrückt spielt & beißt

1. Zu nachlässige Erziehung

Wenn ein Welpe überdreht ist und nach dir schnappt oder sogar beißt, liegt es häufig an fehlender Konsequenz in der Erziehung. Viele Hundehalter finden es zunächst niedlich, wenn ihr neuer Schützling an ihnen knabbert – “wie süß!”

Das merkt sich der Welpe natürlich und hält Beißen für ganz normal. Unsere Meinung ändert sich aber, sobald das Schnappen uns wehtut.

Aber woher soll der Hund das wissen? Er ist dann verwirrt und versteht nicht, warum das, wofür er vor einigen Wochen noch gelobt wurde, auf einmal ein Tabu ist. Das ist aber nicht sein Fehler, sondern Nachlässigkeit seitens der menschlichen Familie.

2. Welpe wird ungewollt belohnt

Das spielerische Anlernen einer Beißhemmung ist ein häufiger und wichtiger Bestandteil des Welpentraining. Oft wird dann ein bestimmtes Kommando geübt: Sobald der Vierbeiner von dir losgelassen hat, kriegt er dann z.B. ein Leckerli.

Das ist eine sehr bewährte Strategie, kann mit dem falschen Timing aber auch ins Gegenteil umschlagen: Wenn Du das Hundekind zu früh belohnst, kann es sein, dass es denkt, der Snack sei nicht für das Loslassen, sondern für das Beißen.

Dieses Missverständnis stachelt den Welpen dann sogar noch an: Er überdreht dann mit Vorliebe und schnappt in Erwartung einer Belohnung nach dir.

3. Falsches Spielzeug

Welpen wollen und müssen viel beschäftigt werden: Sie brauchen und bekommen also einiges an Spielzeug, mit dem sie sich vergnügen können. Allerdings gibt es einige Artikel, die eher kontraproduktiv sind.

Kauspielzeug ist eigentlich eine gute Idee, kann den jungen Vierbeiner aber auch zu falschen Rückschlüssen veranlassen. Quietschspielzeug, also z.B. ein Ball, der beim Draufbeißen einen Laut von sich gibt, ist ein sehr problematischer Fall: Der Hund wird für das Beißen belohnt.

Die Beißhemmung wird mit solchen falschen Helfern eher abtrainiert, wenn der Junghund mit dir spielt und überdreht ist, schnappt er gerne zu.

4. Schlafmangel

Wusstest Du, dass Welpen extrem viel Schlaf brauchen? Wenn ja: Herzlichen Glückwunsch! Leider hat sich der Fakt, dass junge Tiere 18 Stunden oder mehr schlummern müssen, nicht bei allen Hundehaltern herumgesprochen.

Wenn ein Welpe übermüdet ist, werden automatisch Stresshormone ausgeschüttet, die das Verhalten negativ beeinflussen. Die Tiere sind dann oft aggressiver als sonst, neigen zu hyperaktivem Verhalten und beißen schneller zu als Vierbeiner, die ihr Schlafpensum erfüllen können.

Oft liegt es am Tagesablauf der menschlichen Familie, dass der Welpe kaum ein Auge zu bekommt. Aber auch viel Lärm und Trubel im Haus können den Vierbeiner übermüdet zurücklassen.

5. Langeweile & fehlende Auslastung

Ebenfalls ein häufiger Grund für überdrehtes Verhalten ist Langeweile. Welpen sind wahre Energiebündel, die sich mehrmals täglich richtig auspowern müssen, sei es durch körperliche oder geistige Beschäftigung.

Hat er dafür keine oder nur begrenzte Möglichkeiten, wird der Junghund versuchen, sich selbst zu beschäftigen. Er will dann seine Kräfte ausloten und beginnt, seine menschlichen Mitbewohner zu “attackieren” und nach ihnen zu schnappen.

Einen Vorwurf machen kannst Du ihm dann kaum, schließlich fehlen ihm andere Optionen, sich art- und altersgerecht abzureagieren.

6. Hund kennt die Konsequenzen eines Bisses nicht

Welpen werden generell im Alter von 8 bis 12 Wochen an ihre menschliche Familie übergeben. Dann beginnt gerade die wichtige Sozialisierungsphase: Die Jungtiere sind besonders aufmerksam und beginnen, mit Artgenossen und Bezugspersonen zu interagieren.

Wären sie dann noch bei ihren Geschwistern, würden sie bei ihnen ihre Beißkraft austesten. Artgenossen reagieren auf einen Biss wenig zimperlich, nach einem kurzen Jaulen beißen sie zurück und geben dem Hundekind so auf den Weg, dass sie dieses Verhalten besser lassen sollen.

Ohne tierisches Feedback sind sie allerdings kaum in der Lage, die Konsequenzen eines Bisses einzuschätzen. Aus “Unwissenheit” schnappen sie deshalb weiter zu.

7. Ungestümes Spielen

Es kann aber auch sein, dass der Hund durchaus schon eine Beißhemmung hat. Der Welpe weiß dann, dass Zuschnappen nicht die feine Art ist. Manchmal kann es aber trotzdem dazu kommen, dass “Unfälle” passieren.

Das liegt dann meistens an ungestümem Spielen, an dem der menschliche Spielpartner nicht ganz unschuldig ist: Er triggert den Welpen dann z.B. durch schnelle Bewegungen oder wilde Laute, die den Jagdinstinkt der Hundekinder wecken.

Die Jungtiere wollen dann natürlich mithalten und werden immer wilder und überdrehter. Dabei nutzen sie dann nicht nur ihre Pfoten, sondern auch ihr Maul, in einem ungestümen Moment schnappen die dann auch mal schmerzhaft zu.

8. Welpe fühlt sich “in die Ecke gedrängt”

Aus Spaß kann aber auch ernst werden: Manch ein menschlicher Spielpartner – besonders Kinder – vergessen, wie klein und verletzlich ein Hundewelpe sein kann.

Besonders schwierig ist für die Jungtiere die Zeit zwischen etwa der 16. und 20. Lebenswoche. Sie wird auch als “Angstphase” bezeichnet, nach anfänglicher Offenheit gegenüber Neuem reagieren die Tiere dann auf einmal sehr misstrauisch und schreckhaft.

Beim Spielen fühlen sie sich dann schnell “in die Ecke gedrängt”: Sie kriegen schnell Angst und wollen sich dann verteidigen. Dementsprechend reagieren sie eher wild und beißen dann auch einmal. Üblicherweise gehen dem aber Warnsignale wie Knurren und Schnappen voraus.

9. Aufforderung zum Spielen

Etwas sanfter und unschuldiger benimmt sich der Welpe hingegen, wenn er einfach einen Spielpartner sucht. Er möchte dann die Aufmerksamkeit seiner Bezugsperson auf sich lenken.

Oft beginnt der kleine Vierbeiner dann zunächst damit, den Menschen anzuspringen oder auch anzubellen. Manche Tiere gehen dann aber auch einen Schritt weiter, sie knurren, benehmen sich übermäßig wild und schnappen auch einmal z.B. gegen die Finger.

10. Zahnwechsel

Sehr häufig beißen Welpen aber auch zwischen dem vierten und siebten Lebensmonat. In dieser Zeit findet der berühmt-berüchtigte Zahnwechsel statt: Aus ca. 28 Milchzähnen wird ein permanentes Gebiss mit gewöhnlich 42 Zähnen.

Das verläuft nicht komplikationsfrei: Welpen haben in dieser Phase vermehrt mit kleinen, ziemlich schmerzhaften Zahnfleischentzündungen zu kämpfen, die das Tier wild machen können. Weiterhin haben die Hunde das Bedürfnis, ihre neuen Zähne überall und ständig auszuprobieren, sie beißen also gerne zu.

Das ist nicht ungefährlich für den Vierbeiner: Wenn er sich zu sehr in etwas verbeißt, können die neuen Zähne auch in Mitleidenschaft gezogen werden, dauerhafte Fehlstellungen drohen.

Welpe überdreht und beißt: 9 Lösungstipps

Welpen sind gerne quirlig und haben hin und wieder ihre Ausbrüche. Wenn es allerdings zu oft zu wild zugeht, musst Du auf jeden Fall einschreiten.

Gewähren lassen ist dann die absolut falsche Wahl, denn ohne erlernte Beißhemmung würde sich der Vierbeiner im Erwachsenenalter fast zwangsläufig zum Problemhund entwickeln.

Je früher Du damit beginnst, desto einfacher wird es, dem Vierbeiner das überdrehte Beißen abzugewöhnen. Dabei werden dir die folgenden 9 Tipps bestimmt helfen.

1. Konsequenz zeigen

Die erste Regel lautet ohne Frage Konsequenz: Einen “schwachen Moment” darfst Du dir nicht leisten, das würde den Vierbeiner nur verwirren und dazu führen, dass er das Beißen nicht als Tabu wahrnimmt.

Du musst also auf jeden Fall immer eine angemessene und klare Reaktion zeigen, wenn dein kleiner Liebling trotzdem nach dir schnappt. Anfangs werden kleinere “Unfälle” zwar immer wieder passieren, mit der Zeit legen diese sich aber. Dann hat der Hund begriffen, dass mit Bissen nicht zu spaßen ist.

2. Andere Familienmitglieder mit ins Boot nehmen

Alleine wirst Du damit aber keinen Erfolg haben. Diese wichtige Erziehungsarbeit funktioniert nur mit Teamwork: Alle Familienmitglieder, Bekannte und Mitbewohner müssen an einem Strang ziehen.

Das bedeutet: Der Hund darf keine Bezugspersonen haben, die es zulassen, dass er bei ihnen überdreht und seine Zähne einsetzt. Du solltest mit deinen Haushaltsmitgliedern also gut besprechen, wo die Grenzen für den Vierbeiner liegen müssen.

Das betrifft auch und insbesondere Kinder: Sie neigen oft dazu, etwas wilder mit Welpen zu spielen. Wenn sie die Erziehungsregeln missachten, besteht zudem Gefahr, dass sie sich bei einem unglücklich angesetzten Biss verletzen.

3. Nicht mit den Fingern spielen lassen

Eine Grundregel muss immer sein, dass die Hände von Menschen Tabu für den Vierbeiner sind. Auf keinen Fall dürfen Finger deshalb zum Spielzeug des Welpen werden.

Wenn er nach ihnen schnappt, musst Du dies sofort unterbinden. Geschieht dies nicht, werden deine Finger immer wieder “Zielscheibe” des Welpen und später auch des erwachsenen Hundes werden.

4. Die Wirkung des Bisses spürbar machen

Für das Antrainieren einer Beißhemmung ist es wichtig, dass sich der Welpe über die Konsequenzen eines Bisses klar wird. Artgenossen bringen sich das spielerisch gegenseitig selbst bei – sie jaulen und beißen anschließend zurück.

Auch wir können dem Hund derartige Grenzen aufsetzen: Ein akustisches Signal (z.B. “Autsch!”) ist dann ein guter Anfang.

Anschließend gönnst Du ihm eine Pause: Du spielst also nicht weiter, sondern ignorierst ihn. Erst nach kurzer Zeit – etwa einer Minute – nimmst Du das Spiel wieder auf. Der Welpe lernt so: “Wenn ich beiße, dann macht das keinen Spaß.”

5. Das richtige Spielzeug wählen

Sehr wichtig ist es auch, bei der Auswahl des Welpenspielzeugs aufzupassen: Für einen Hund, der noch keine Beißhemmung entwickelt hat, sind Quietschspielzeuge eine sehr schlechte Idee. Besser sind Kau-Beschäftigungen, die dem Hund keine schnelle akustische Belohnung bieten.

Auch mit Tau-Spielzeugen solltest Du vorsichtig sein: Sie können zwar durchaus sinnvoll sein, um dem Vierbeiner beizubringen, seine Kräfte einzuschätzen, anfangs lassen sie ihn aber auch oft überdrehen. Wenn seine Milch- oder permanenten Zähne im Durchbruch sind, solltest Du sie ihm nicht geben, um Verletzungen zu vermeiden.

Mehr zum Thema

Mehr Infos findest Du auch in unserem “Welpenspielzeug” Artikel.

Generell solltest Du deinem kleinen Schützling aber auf jeden Fall Kauspielzeug anbieten: Es dient auch zur Ablenkung, wenn er einmal wieder seine “wilden Minuten” hat.

6. Beim Spielen entspannt bleiben

Weiterhin musst Du dir auch deiner Vorbildfunktion bewusst sein. Auch Welpen richten sich gerne nach ihrem “Rudelführer” bzw. Bezugsperson. Wenn Du sehr ungestüm und wild mit ihm spielst, gibst Du die Stimmung vor: Der Welpe wird dann ebenfalls überdrehen und nur wenige Hemmungen haben, nach dir zu beißen.

Besser ist es, ruhig vorzugehen. Vergiss’ beim Spielen niemals die Selbstkontrolle, dann stehen die Chancen gut, dass auch der Vierbeiner ausgeglichen bleibt.

7. Hund körperlich & geistig auslasten

Ebenfalls ist es natürlich wichtig, dass der Welpe die Möglichkeit bekommt, sich regelmäßig richtig auszupowern. Geschieht dies nicht, überdreht der kleine Vierbeiner fast zwangsläufig, kleine Beiß-Unfälle sind dann fast vorprogrammiert.

Einerseits muss der Vierbeiner – z.B. mit ausgiebigen, art- und altersgerechten Spaziergängen oder Sporteinheiten – die Chance bekommen, sich jeden Tag körperlich verausgaben. Auch die geistige Auslastung darf nicht zu kurz kommen, z.B. in Form von Trainingsstunden oder mit Intelligenzspielzeug.

8. Dem Welpen Ruhe gönnen

Wenn der Welpe auf der einen Seite ausgelastet wird, muss er andererseits aber auch geschont werden. Junge Hunde haben einen sehr hohen Schlafbedarf, Ruhezeiten von 18 oder sogar 20 Stunden sind im “Kindesalter” keine Seltenheit. Schlafmangel hingegen führt häufig zu hyperaktivem und auch aggressivem Verhalten.

Achte also darauf, dass der Vierbeiner genug Pausen zwischendurch bekommt, in denen er entspannt schlummern kann. Hierfür ist natürlich Ruhe sehr wichtig, Lärm und Trubel im Haus solltest Du so weit wie möglich reduzieren.

Ruheplatz Ideen für Welpen

Ebenfalls wichtig sind Ruheplätze, an denen sich der kleine Vierbeiner sicher fühlt und ungestört ist. Besonders gerne nutzen Hunde dafür überdachte Orte – sie spüren dort instinktiv Schutz und profitieren zudem von einer besseren Schalldämmung.

9. Professionelle Hilfe

Sollte wirklich gar nichts helfen, ist es auch überhaupt keine Schande, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die erste Anlaufstelle – der Tierarzt – ist aber meistens keine gute Wahl, wenn der Welpe überdreht und beißt.

Stattdessen lohnt sich oft ein Besuch bei einem Verhaltensberater. Diese Spezialisten – meistens geschulte Tierpsychologen oder Hundetrainer – beobachten nicht nur das Verhalten des Welpens sehr genau, sondern nehmen auch seine Interaktionen mit den menschlichen Bezugspersonen genau unter die Lupe.

Oft erkennen sie sehr schnell, warum der kleine Vierbeiner überreagiert und erarbeiten mit dir eine individuelle Lösung mit vielen Erziehungstipps.

FAQs

Wie gewöhne ich meinem Welpen das Schnappen und Beißen ab?

Wenn ein Welpe überdreht und sogar beißt, hilft vor allem Konsequenz: Du musst dem kleinen Vierbeiner schon früh klar machen, dass Du dieses Verhalten nicht duldest. Du musst ihm beim Spielen Grenzen setzen, ihn körperlich und geistig fordern und ihm auf jeden Fall auch viele Ruhepausen gönnen.

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Über den Autor Sven Kohler

Sven schreibt leidenschaftlich gerne über alles, was seine liebsten haarigen Freunde angeht. Am Herzen liegen ihm dabei Hundeerziehung, -Gesundheit und natürlich -Ernährung- die absolute Grundlage für ein glückliches Hundeleben. Und da es auch eine schier unendliche Anzahl an Zubehör und Spielzeug gibt, macht sich Sven die Mühe und stellt Euch seine liebsten Produkte im Test vor.