Hund pinkelt in der Wohnung, obwohl er draußen war: 10 Gründe & 7 Lösungen 2024

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Du kommst gerade von einem Spaziergang mit dem Vierbeiner zurück und er beginnt auf einmal, in die Wohnung zu machen? Dann solltest Du auf der Hut sein, denn bei stubenreinen Tieren ist dieses Verhalten nicht normal.

Wirklich etwas dafür können kann der Hund aber meistens nicht: Stattdessen liegt es meistens an körperlichen oder psychischen Problemen.

Welche genau das sind, erfährst Du im folgenden Artikel: Ich habe dir nicht nur die 10 häufigsten Ursachen für das Verhalten zusammengestellt, sondern nenne dir auch 7 Lösungsmöglichkeiten, die vielen Hundehaltern, die vor dem selben Problem standen, geholfen haben.

Die 10 häufigsten Gründe dafür, dass ein Hund nach Auslauf in die Wohnung pinkelt

1. Zu kurzer oder zu stressiger Auslauf

Wenn dein Hund erst nach der Rückkehr vom Auslauf beginnt, sich zu erleichtern, hat in vielen Fällen etwas mit dem Spaziergang nicht gestimmt.

Manche Hundehalter machen den Fehler, das Gassigehen zur bloßen Routine-Übung verkommen zu lassen. Es geht dann nur noch darum, kurz um den Block zu gehen – ob der Vierbeiner sich dabei wohl fühlt, ist dann weniger von Belang.

Auch Stress beim Hund kann dazu führen, dass er nicht “pipi macht”. Das liegt oft daran, dass er sich gehetzt fühlt, z.B. durch andere Hunde auf der Route. Das körperliche Bedürfnis bleibt dann natürlich: Oft uriniert der Vierbeiner dann zu Hause.

2. Hund ist noch nicht stubenrein

Wir alle wollen, dass der Vierbeiner so schnell wie möglich stubenrein wird. Manchmal vermelden wir den Erfolg dann aber zu hastig: Der Hund hat dann schon gelernt, dass er lieber draußen sein “Geschäft” verrichtet, hat aber seine Körperfunktionen noch nicht ganz im Griff oder denkt, dass sich die Wohnung auch ganz gut zum Wasserlassen eignet.

Derartige “Unfälle” sind ganz normal und sollten dich nicht aus der Fassung bringen. Mit etwas Geduld und Konsequenz sollte sich die Situation schnell verbessern.

3. Reviermarkierung

Wenn der Hund geschlechtsreif ist, wird er beim Auslauf immer wieder sein Territorium markieren: Bei Rüden ist das klar erkennbar, es gibt aber auch viele Hündinnen, die sich so verhalten.

In manchen Fällen sieht sich ein Hund aber auch dazu gezwungen, zu Hause feuchte Duftmarken zu setzen. Meistens wittert er dann einen Rivalen: Das kann ein weiteres Haustier sein, aber auch Nachbarhunde und neue menschliche Familienmitglieder wie ein Baby, Besuch oder ein neuer Partner sind mögliche Auslöser.

Typisch hierfür ist, dass die Urinmenge pro gesetzter Marke eher klein bleibt.

4. Blasenentzündung & Infektionen

Wenn dein Hund nach dem Spaziergang in der Wohnung sehr oft kleinere Mengen an Urin absetzt, hat das oft auch mit einer Infektion der Harnwege zu tun. Typisch hierfür ist eine sehr dunkle Farbe und ein sehr unangenehmer, oft fischiger Geruch.

Derartige Erkrankungen werden fast immer von Bakterien verursacht. Unbehandelt münden sie schnell in eine Blasenentzündung (Zystitis), die auch chronisch werden bzw. andere Organe wie die Nieren befallen kann.

Allerdings können auch andere Entzündungen Inkontinenz verursachen: Bei Hündinnen ist es häufig die Gebärmutter (oft mit hellem Ausfluss), bei Rüden verursacht manchmal die Prostata Probleme.

5. Demenz

Dank moderner Tiermedizin und verantwortungsbewussten Haltern werden Hunde immer älter. Das ist natürlich löblich, hat aber auch zur Folge, dass sich die Anzahl der Altersbeschwerden häuft. Eine der tückischsten Erkrankungen, die Senioren ab ungefähr dem 8. Lebensjahr oft heimsucht, ist die Hunde-Demenz.

Fachleute sprechen dann auch von dem “Kognitiven Dysfunktionssyndrom” bzw. CDS. Die Symptome ähneln denen der menschlichen Alzheimer-Erkrankung stark.

Typische Symptome von CDS beim Hund

  • Geringere Aufmerksamkeit und Wahrnehmung, Hund erkennt bekannte Dinge/Personen nicht mehr
  • Stubenreinheit lässt nach
  • Sinnesleistungen nehmen ab
  • Hund wirkt verwirrt und desorientiert
  • Schlaf-Wach-Rhythmus ist gestört, Hund schläft z.B. tagsüber und ist nachts wach
  • Vierbeiner kriegt schnell Angst und ist öfter als sonst gestresst & nervös
  • Nachlassende Lernfähigkeit.

Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit .

Angesichts dieser Symptome dürfte es klar sein, dass “Pipi-Unfälle” dann sehr häufig vorkommen. Da der Hund seine Umgebung nicht mehr vollständig wahrnehmen kann, uriniert er oft nicht mehr draußen, sondern mitten in die Wohnung.

CDS ist leider eine unheilbare Krankheit. Wenn Du den Vierbeiner art- und krankheitsgerecht pflegst und stimulierst, ihn regelmäßig vom Tierarzt durchchecken lässt und Verständnis und viel Liebe zeigst, kann er aber trotzdem noch längere Zeit ein schönes Leben führen.

6. Angst & Stress in Wohnung

Es ist aber auch möglich, dass Stresshormone dafür verantwortlich sind, dass der Vierbeiner in der Wohnung auf einmal nicht mehr einhalten kann. Das kann an verschiedenen Faktoren liegen, die alle eines gemeinsam haben: Der Hund fühlt sich zu Hause unwohl.

Mögliche Faktoren, die dem Hund im Haus übel mitspielen können

  • Zu viel Trubel im Haus
  • Vierbeinige Rivalen
  • Abweichungen von der Routine
  • Lärm und Krach (z.B. Gewitter, Bauarbeiten, Feiern, Feuerwerk)
  • Unheimliche Schatten oder Bewegungen.

Diese Ursache solltest Du auf jeden Fall ernst nehmen – nicht nur, um die Wohnung sauber zu halten. Auch die psychische Gesundheit des Vierbeiners kann dann schließlich in Gefahr sein.

7. Stoffwechselstörungen

Dein Hund leidet unter einer Erkrankung der Nieren, der Leber oder der Bauchspeicheldrüse? Dann ist es möglich, dass diese Stoffwechselstörungen auch den Harntrakt beeinflussen: Betroffene Vierbeiner sind nämlich deutlich entzündungsanfälliger, oft streut das auch in die Blase.

Weitere Krankheiten, sie im weiteren Sinne in diese Kategorie eingeordnet werden, sind z.B. Diabetes (Nerven des Vierbeiners werden geschädigt, so dass die Blase nicht mehr richtig schließt), Östrogenmangel bei Hündinnen (Urin wird schneller ausgestoßen) und das Cushing-Syndrom, bei dem das Stresshormon Cortisol unkontrolliert ausgeschüttet wird.

8. Spätfolgen einer Kastration

Viele Tierärzte empfehlen, Hunde kastrieren zu lassen. Dieser Eingriff beugt nicht nur ungewollten Schwangerschaften bzw. Vaterschaften vor, sondern verringert auch das Tumorrisiko stark.

Allerdings ist eine Kastration nicht frei von Nebenwirkungen: So nehmen viele Hunde im Anschluss stark zu, insbesondere Hündinnen sind anschließend oft auch von Inkontinenz betroffen.

Das liegt daran, dass aufgrund der veränderten Hormonausschüttung nach der Operation das Bindegewebe des Harntraktes geschwächt wird – somit arbeitet der Schließmuskel der Blase nicht mehr so gut wie vorher. Typischerweise pinkelt das Tier dann nicht einen Strahl, sondern der Urin tropft eher heraus.

9. (Positive) Aufregung

Neben negativem Stress kann aber auch positive Aufregung die Blase des Vierbeiners für kurze Zeit außer Kontrolle geraten lassen.

Dieses “Begrüßungs-Pipi” tritt insbesondere in den ersten Lebensjahren auf. Das Verhalten kann auch dazu dienen, die Unterwürfigkeit des Vierbeiners gegenüber anderen auszudrücken. Sobald sich der Hund emotional etwas beruhigt hat, dürften solche Vorfälle aber seltener auftreten.

10. Ureterektopie

Wenn dein Hund noch eher jung ist und plötzlich nicht mehr stubenrein wirkt, kann auch eine Ureterektopie dahinterstecken. Das ist eine angeborene Fehlstellung der Harnleiter, die das Tier inkontinent macht und das Wasserlassen stark erschwert.

Diese ist gar nicht mal so selten: Etwa 55 Prozent aller jungen Hunde, die unter Inkontinenz-Symptomen leiden, weisen einen derartigen Defekt auf. Oft ist es dann so, dass der Hund draußen war, aber im Haus trotzdem weiter uriniert.

Der Harnstoff tritt dann tröpfchenweise aus.

Weitere mögliche Gründe

Weiterhin gibt es noch viele andere Ursachen, die dazu führen können, dass der Hund in der Wohnung uriniert. Diese können aber jederzeit auftreten, sind also eher allgemeiner Natur. Beispiele hierfür sind

  • Tumore
  • Harnsteine
  • Nervenleiden
  • Arthritis, Arthrose oder Hüftdysplasie.

Hund pinkelt trotz Spaziergang in die Wohnung: 7 Lösungen

Niemand möchte, dass ein Hund in die Wohnung pinkelt – schon gar nicht nach einem Spaziergang. Damit das Problem in der Zukunft nicht mehr auftritt, musst Du allerdings konstruktiv vorgehen: Schimpfen und Bestrafen führt nur in den seltensten Fällen zu einer Verbesserung.

Stattdessen ist es ratsam, schonend, liebevoll und konzentriert vorzugehen.

1. Besserer Auslauf

Ein erster, oft sehr vielversprechender Schritt ist es, dem Hund einen besseren Auslauf zu gönnen. So stehen die Chancen besser, dass er unterwegs dein “Geschäft” verrichtet und anschließend nicht mehr in die Wohnung macht.

Was es zu optimieren gilt, hängt ganz vom Einzelfall ab. Anbei ein paar Tipps, die helfen können:

  • Verlängerung der Gassiroute
  • Anderer Zeitpunkt des Spaziergangs, z.B. herausgehen, wenn der Vierbeiner anzeigt, dass er “muss”
  • Mehr Zeit für den Spaziergang, nicht hetzen
  • Andere Wege nutzen, z.B. Routen, die nur wenig Ablenkung oder dominante Haustiere bieten.

2. Den Hund viel trinken lassen

Sollte eine Harnwegsinfektion oder sogar eine Blasenentzündung die Ursache sein, kann der Hund nur wenig dafür, dass er trotz ausgiebigem Spaziergang in die Wohnung macht. Du musst also sehr geduldig sein und schnell erste Maßnahmen einleiten.

Den Hund viel trinken lassen ist dann mit das Beste, was Du ohne medizinische Hilfe tun kannst. Mit viel Flüssigkeit uriniert der Vierbeiner zwar noch öfter, spült dabei aber gleichzeitig Keime aus. Manche leichte Infektionen lassen sich so gut lindern.

Lass’ den Wassernapf also am besten gut gefüllt und gib’ dem Hund draußen viel Zeit, um sich Schritt für Schritt zu erleichtern. Sollte dein Schützling eher trinkfaul sein, kann es helfen, Leckerli im Napf schwimmen zu lassen oder Trockenfutter etwas einzuweichen.

3. Mehr Ruhe & weniger Stressfaktoren

Ebenfalls helfen kann es, wenn Du dem Hund nach der Heimkehr die Ruhe gibst, die er braucht. Dabei darfst Du nicht dich selbst als Maßstab nehmen: Unsere felligen Freunde können sehr sensibel sein und werden oft von Dingen gestresst, die wir überhaupt nicht wahrnehmen.

Sehr hilfreich haben sich dabei etwas abgelegene Ruheplätze nur für den Vierbeiner erwiesen. Vor allem überdachte Rückzugsorte wie Indoor Hundehütten oder Hundehöhlen sind hier bewährt. Auch weniger Trubel im Haus oder das Herunterdrehen der Lautstärke von Fernseher und Lautsprechern sind gute erste Schritte.

Beruhigungsmittel für Hunde & Hundefutter für nervöse Tiere

Gegen Nervosität können auch bestimmte Mittel helfen:

4. Wohnung penibel säubern

Damit der Hund nicht denkt, dass seine Urinmarken geduldet werden, musst Du nach jedem “Unfall” den “Tatort” gründlich säubern. Auch für die eigenen Hygienevorstellungen ist dies unumgänglich.

Nach der Reinigung sollte kein Urinrest übriggeblieben sein. In der Praxis ist das gar nicht so einfach, da Hunde über einen exzellenten Geruchssinn verfügen. Deshalb musst Du sehr penibel vorgehen und ein geruchsneutralisierendes und starkes, gleichzeitig aber auch haustiergerechtes Reinigungsmittel verwenden.

Unsere Empfehlung

Haustiergerechtes Reinigungsmittel

Eine sehr beliebte und wirksame Sorte ist das “Virkon S Desinfektionsmittel”. Es wurde speziell für Haus- und Nutztiere entwickelt, neutralisiert Gerüche und wirkt gegen Viren, Bakterien und Pilze. Dabei kann es auch auf schwierigen Oberflächen eingesetzt werden.

5. Hundetoilette

Sollten körperliche Aspekte eine Rolle bei der Inkontinenz spielen, kann auch eine Hundetoilette helfen. Mit einer derartigen Box hat der Vierbeiner auch in der Wohnung einen festen Platz zum Wasserlassen – wenn der Hund sich wirklich nicht halten kann, ist diese Option besser als ein unkontrolliertes Urinieren auf den Fußboden.

Mehr Infos

Weitere Infos findest Du auch in unserem “Hundetoiletten” Test und Vergleich.

Weiterhin gibt es auch “Starter-Toiletten” für Welpen und Junghunde, die dazu gedacht sind, das Tier stubenrein zu trainieren.

6. Hundewindel

Ebenfalls eine Option für einige körperliche Ursachen sind Hundewindeln: Sie saugen den Urin auf und verhindern so, dass der Hund übelriechende Urinflecken auf dem Boden hinterlässt.

Derartige Windeln sind sowohl in Ausführungen für Rüden als auch für Hündinnen erhältlich. Weiterhin kannst Du zwischen Ein- und Mehrweg-Modellen wählen.

Hier weiterlesen

Wenn Du dich für dieses Thema interessierst, empfehle ich dir auch unseren “Hundewindel” Artikel.

Eingesetzt werden die vor allem bei Spätfolgen einer Kastration, Fehlbildungen der Harnleiter und bei dementen Vierbeinern. Allerdings musst Du den Hund mit ihnen gut im Blick behalten, da eine gefüllte Windel sich auch lösen kann.

7. Expertenhilfe

In manchen Fällen kommst Du aber alleine wahrscheinlich nicht klar: Du musst dann etwas Zeit und Geld in die Hand nehmen und einen Experten aufsuchen.

Bei körperlichen Beschwerden, die zu Inkontinenz führen, ist der Tierarzt erster Ansprechpartner. Er führt eine kompetente Diagnose durch und wird meistens einen Therapieplan mit Medikamenten oder einer OP empfehlen.

Der Tierarzt ist z.B. für folgende Leiden zuständig

  • Stoffwechselerkrankungen
  • Ausgeprägte Blasenentzündungen
  • Demenz
  • Ureterektopien (OP unumgänglich)
  • Eventuell Kastrationsfolgen (medikamentöse Behandlung bei Bedarf möglich).

Sollten die Ursachen seelischer Natur sein, setzen viele Halter hingegen auf spezielle Hundeverhaltensberater. Sie analysieren nicht nur das Verhalten des Vierbeiners, sondern auch deine Reaktion. Sie benennen Dynamiken aus neutraler Sicht und geben konstruktive Lösungsvorschläge, die allen Beteiligten weiterhelfen.

Beispiele für den Einsatz eines Verhaltensberaters

  • Revierverhalten
  • Psychische Entwicklungsstörungen
  • Probleme mit dem Auslauf
  • Aufregung & Nervosität
  • Angst & Stress.

Oft helfen diese Experten nicht nur dabei, eine Lösung fürs “Pinkel-Problem” zu finden, sondern tragen auch zu einer allgemeinen Verbesserung des Verhältnisses Mensch-Hund bei.

FAQs

Warum pinkelt mein Hund in die Wohnung, obwohl er stubenrein ist?

Wenn dein Hund eigentlich stubenrein ist, aber trotzdem in die Wohnung pinkelt, liegt es häufig an einer psychischen Ursache. Dazu gehören Stress, Eifersucht, Territorialverhalten und auch Angst, z.B. durch Lärm verursacht. Statt mit dem Vierbeiner zu schimpfen, solltest Du dann lieber an einer Beseitigung der Probleme arbeiten.

Weiterführende Studien

[1]: https://www.vin.com/apputil/content/defaultadv1.aspx?pId=11181&meta=generic&catId=30089&id=3852252&ind=302&objTypeID=17
[2]: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0035-1558517
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Über den Autor Sven Kohler
Über den Autor Sven Kohler

Sven schreibt leidenschaftlich gerne über alles, was seine liebsten haarigen Freunde angeht. Am Herzen liegen ihm dabei Hundeerziehung, -Gesundheit und natürlich -Ernährung- die absolute Grundlage für ein glückliches Hundeleben. Und da es auch eine schier unendliche Anzahl an Zubehör und Spielzeug gibt, macht sich Sven die Mühe und stellt Euch seine liebsten Produkte im Test vor.