Wann werden Hunde ruhiger?

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Viele Halter von Welpen und Junghunden sind sehr überrascht, wie agil und quirlig ihre Vierbeiner tagtäglich sind. Manche Tierfreunde verzweifeln dann regelrecht, insbesondere die “Flegelphase” macht ihnen dann Sorgen.

Diese sind aber unbegründet: Hunde haben schließlich verschiedene Entwicklungsphasen, die nicht ewig anhalten. Eigentlich jeder Vierbeiner wird irgendwann etwas ruhiger. Wann und wie das vonstatten geht, erfährst Du in diesem Artikel.

Wird ein Hund im Alter ruhiger?

Ja! Wie wir Menschen neigen auch unsere vierbeinigen Freunde dazu, in bestimmten Lebensphasen aktiver als in anderen zu sein. Verantwortlich hierfür sind hormonelle und physiologische Faktoren.

Generell kann man sagen, dass junge Hunde deutlich aktiver sind als erwachsene Tiere. Im Seniorenalter nimmt der Bewegungsdrang noch einmal ab.

Vom Welpen zum erwachsenen Vierbeiner

Ein junger Hund durchläuft verschiedene Entwicklungsphasen, bevor er körperlich und geistig als erwachsen betrachtet werden kann. Die ersten Schritte finden meistens beim Züchter statt, da der Welpe in dieser Zeit noch nicht vom Muttertier getrennt werden darf. Dabei handelt es sich um

  • Die “Vegetationsphase”, in denen die neugeborenen Hunde noch taub und blind sind, dann sind sie vollständig von der Mutter abhängig
  • Die “Übergangsphase” nach ungefähr drei Wochen, in welcher die Jungtiere das erste Mal die Augen öffnen und
  • Der erste Teil der “Sozialisationsphase”, der Welpe wird dann besonders geprägt.

Die Hunde werden dann von Tag zu Tag immer aufgeweckter, sind aber immer noch vergleichsweise ruhig.

Aktive Hundekinder

Diese Frühphasen bekommst Du aber nur mit, wenn die Welpen in deinem Haushalt geboren wurden – das Gesetz sieht nämlich vor, dass Hunde frühestens mit acht Lebenswochen weitervermittelt werden dürfen.

Wenn Du ein Jungtier übernimmst, steckt es deshalb voll in der Sozialisierungsphase. Der Welpe ist dann sehr aufmerksam, lernbegierig und kann bereits sehr aktiv sein. Allerdings braucht er in dieser Zeit auch sehr viele Schlafpausen. Der Spieltrieb ist sehr groß und kann gut mit Trainingseinheiten, z.B. Leinenerziehung, verbunden werden.

Die berühmt-berüchtigte “Flegelphase”

Allerdings ist die Welpenzeit von erstaunlich kurzer Dauer: Generell wird davon ausgegangen, dass die Kinderphase bei Hunden spätestens nach 16 bis 18 Wochen vorbei ist. Ausgewachsen ist der Hund dann aber noch lange nicht: Es beginnt die tierische Pubertät, von vielen Experten auch als “Flegelphase” bezeichnet.

Beginn der Hundepubertät

Die Hundepubertät beginnt gewöhnlich mit ungefähr einem halben Jahr. Kleinere Rassen sind häufig etwas “frühreif”, bei größeren Vierbeinern dauert es gelegentlich länger.

Markiert wird dieser Übergang von hormonellen Umstellungen, die u.a. zu Zahnwechsel und Geschlechtsreife führen. Typisch für die Hundepubertät ist ein hohes Aktivitätslevel in Verbindung mit geringerer Kooperation und manchmal unberechenbarem Verhalten. Für viele Hundehalter ist dies eine große Herausforderung: Viele mühsam gelernte Kommandos werden dann anscheinend nicht mehr verstanden, gleichzeitig strotzt der junge Vierbeiner nur so vor Energie – er ist dann kaum noch zu bändigen.

Verzweifeln solltest Du dann aber nicht: Das etwas merkwürdige Benehmen des Vierbeiners ist vor allem den Hormonen geschuldet und stellt außerdem einen wichtigen Entwicklungsschritt des Vierbeiners dar: Wie jugendliche Menschen testen die Hunde dann aus, wie weit sie gehen können – es handelt sich um “Ränkespiele”, die für das Tier sehr wichtig sind, um schließlich ihren Platz in der Familie bzw. ihrem “Rudel” zu finden.

Der Hund wächst aus und wird langsam ruhiger

Zum Glück dauert diese “Trotzphase” aber nicht ewig: Irgendwann wandelt sich der Hund vom Pubertierenden zum Erwachsenen. Er ist dann äußerlich ausgewachsen und verhält sich auch deutlich reifer und berechenbarer.

Zeitraum hängt von Rasse ab

Wann der Vierbeiner ein junger Erwachsener wird, hängt vor allem von der Größe bzw. Rassenzugehörigkeit ab. Kleine Hunde sind körperlich vergleichsweise schnell ausgewachsen, gewöhnlich ist dies dann nach etwa 9 bis 12 Monaten der Fall. Größere Tiere hingegen brauchen etwas länger: Manche XXL-Rassen wachsen 18 Monate oder haben sogar bis ungefähr zu ihrem zweiten Geburtstag.

Im Vergleich zu den “Flegelmonaten” ist der Hund dann deutlich ruhiger, aber immer noch in der Entwicklung. “Kindisches” Verhalten kann man deshalb in dieser Zeit immer noch vereinzelt beobachten.

Reifephase als junger Erwachsener

Denn die ersten Monate als ausgewachsener Hund gehen mit der sogenannten “Reifephase” einher. Dann hat das Tier zwar seine maximale Körpergröße erreicht, ist aber noch nicht zu Ende entwickelt: Knochen und Gelenke wachsen so noch zusammen, auch das Gehirn verändert sich in dieser Zeit noch.

Das macht sich auch im Verhalten bemerkbar: Die geistige Entwicklung läuft in dieser Zeit noch weiter: Je reifer der Hund wird, desto ruhiger wird er auch. In den meisten Fällen ist der Prozess ungefähr mit 30 bis 36 Lebensmonaten – also zweieinhalb bis drei Jahren – abgeschlossen. Dann gilt der Vierbeiner gemeinhin als vollständig erwachsen. Gelegentlich gibt es aber auch “Spätzünder”, die ein paar Monate mehr brauchen.

Dies ist auch für die körperliche Belastung wichtig: Viele Aktivitäten – z.B. Zugsportarten – sollten erst ausgiebig durchgeführt werden, wenn die Reifephase abgeschlossen ist, da so körperliche Folgeschäden verhindert werden können.

Der Hunde Senior: Gemütlich den Lebensabend verbringen

Eine zweite Phase, in der ein Hund deutlich ruhiger wird, findet dann im Alter statt: Senioren lassen es gerne einmal etwas gemütlicher angehen und werden mit der Zeit weniger belastbar.

Ab wann ein Hund als Senior gilt, hängt ebenfalls stark von der Rasse ab: Allgemein spricht man ungefähr vom letzten Viertel der typischen Lebenserwartung.

  • Kleinere Tiere, die gewöhnlich um die 15 Jahre alt werden können, kommen so erst ungefähr mit 11 Jahren ins “Rentenalter”.
  • Größere Hunde mit einer typischen Lebensspanne von um die 10 Jahren hingegen gelten schon mit ungefähr 7 Jahren als älter.

Altersbeschwerden sind völlig normal

Bei vielen Tieren geht der Alterungsprozess auch mit leichten äußerlichen Veränderungen einher: Typisch sind z.B. graue Haare um die Schnauze herum. Wie bei uns Menschen treten dann auch verstärkt Wehwechen auf: Sehr häufig handelt es sich dabei um Krankheiten des Bewegungsapparates wie Arthritis und Arthrose. Auch Herz-Kreislauf-Probleme sind in den letzten Lebensjahren weit verbreitet.

Das ist alles im Grunde genommen völlig normal und führt dazu, dass sich das Senior Tier ganz langsam immer ruhiger verhält: Der Vierbeiner ist dann weniger verspielt, läuft deutlich gemächlicher und braucht mehr Verschnaufpausen. Auch das Schlafbedürfnis steigt, viele alte Hunde schlummern täglich um die 20 Stunden.

Die richtige Pflege macht’s

Das alles hängt natürlich auch stark vom einzelnen Vierbeiner ab: Es gibt Besitzer älterer Hunde, die im Alltag gar nicht merken, dass ihr Tier schon viele Jahre auf dem Buckel hat, so agil sind sie.

Allerdings ist es in der letzten Lebensphase sehr wichtig, den Hund genau im Blick zu behalten: Wenn er langsamer wird oder schneller beginnt, zu hecheln, solltest Du ihm auf jeden Fall seine Pausen gönnen. Sehr wichtig für einen glücklichen Lebensabend ist zudem eine engmaschige Pflege: Regelmäßige Check-Ups beim Tierarzt sind so für Senioren eigentlich absolute Pflicht.

Damit der Vierbeiner im Alter kein Übergewicht ansetzt und alle Nährstoffe bekommt, die er braucht, lohnt es sich oft, beim Futter auf spezielle Senior Mischungen zu setzen.

Hunde, die im besten Alter ruhig werden

Es gibt aber auch manche Fälle, in denen ein Hund deutlich ruhiger ist, als man von ihm erwarten würde: So berichten manche Tierfreunde von Welpen, die gar nicht so quirlig sind, wie man es von ihnen erwarten würde. Auch erwachsene Tiere in den besten Jahren benehmen sich manchmal eher wie Senioren.

Richtig normal ist dies nicht: Oft stehen kleinere Probleme dahinter, die sich verhältnismäßig leicht beheben lassen. Manchmal ist sehr ruhiges Verhalten aber auch ein Grund für einen sofortigen Besuch beim Tierarzt.

Leichte Schwankungen sind kein Grund zur Sorge

Wenn dein Vierbeiner hin und wieder mal ruhiger ist als sonst, solltest Du dir keine großen Sorgen machen: Auch Hunde haben hin und wieder einen aktiveren Tag als sonst, neben dem Biorhythmus spielen dabei auch mehr oder weniger stark ausgeprägte Reize eine Rolle.

Langeweile & psychische Probleme

Sollte der Hund dauerhaft ruhiger als erwartet sein, kann einerseits die Psyche dahinter stecken. Auch Hunde sind dazu in der Lage, niedergeschlagen zu sein oder sogar unter einer Depression zu leiden.

Dies liegt meistens an einem gestörten Hirnstoffwechsel, welcher in vielen Fällen von Stress und Schlafmangel verursacht wird. Der Hund wird dadurch sehr belastet und sollte auf jeden Fall tierärztlich bzw. von einem Hunde-Psychotherapeuten behandelt werden.

Auch Langeweile kann das Aktivitätslevel stark senken. Wenn der Hund geistig nicht ausgelastet ist, schaltet er oft einen Gang herunter und wird deutlich ruhiger. Das kann auch geschehen, obwohl Du viel mit dem Vierbeiner unternimmst, denn jedes Tier ist anders: Was dem einen Hund sehr viel Spaß macht, interessiert einen anderen eben überhaupt nicht.

Falsche Ernährung & Futtermittelunverträglichkeit

Ebenfalls zu ruhigem Verhalten beitragen kann eine falsche Ernährung: Sollte der Hund z.B. zu wenig Proteine bekommen, wird er versuchen, Energie zu sparen und ist deutlich weniger aktiv. Häufig betroffen sind dann Tiere, die unter (vermeintlichem) Übergewicht leiden und auf eine falsche Diät gesetzt werden. Sie kriegen dann zu wenig Futter, worunter der Bewegungsdrang leidet. Richtig wäre es, zu möglichst fettarmer Nahrung zu greifen.

Eine weitere mögliche Ursache ist eine Futtermittelunverträglichkeit. Wenn das Tier auf bestimmte Zutaten allergisch reagiert, ist ihm unwohl und der Hund wird deutlich ruhiger. Meistens tritt dies in Verbindung mit Verdauungsproblemen auf. Abhilfe schafft hier eine Ausschlussdiät, auch hypoallergene Hundefutter sind eine gute Option.

Schmerzen & Erkrankungen

Plötzliches ruhiges Verhalten kann aber auch auf eine organische Erkrankung oder Verletzung hindeuten. Dann ist der fehlende Bewegungsdrang einer Art Schonhaltung geschuldet, der Hund leidet und zieht sich immer mehr zurück.

Häufig magert das Tier dann auch deutlich ab. Wenn Du versuchst, deinen Vierbeiner genauer unter die Lupe zu nehmen, wirst Du häufig auch merken, dass er Annäherungsversuche mit Knurren oder Jaulen quittiert. Auch kurzzeitige Erkrankungen wie Erkältungen gehen mit ruhigem Verhalten einher: Der Hund schont sich dann instinktiv.

Vergiftungen

Sollte der Hund innerhalb kürzester Zeit apathisch wirken, musst Du leider auch immer damit rechnen, dass der Hund unter einer Vergiftung leidet. Viele “moderne” Stoffe wie die meisten Rattengifte wirken zeitverzögert, so dass es sein kann, dass der Köder bereits vor einiger Zeit gefressen wurde.

Neben zu ruhigem Verhalten lassen sich bei einer akuten Vergiftung noch weitere Symptome beobachten. Zu diesen gehören fast immer (blutiges) Erbrechen bzw. Durchfall, Fieber und Veränderungen der Schleimhäute. Dann darfst Du nicht zögern und musst sofort zum Tierarzt – bei vielen Vergiftungen können Aktivkohletabletten als Erste Hilfe genutzt werden.

Mehr zu diesem Thema kannst Du auch hier finden.

Zu heißes Wetter

Im Sommer ist es völlig normal, dass Hunde ruhiger werden. An sehr heißen Tagen haben sie nämlich oft große Probleme, ihre Körpertemperatur zu regulieren, schließlich können die Vierbeiner nicht so schwitzen wie wir Menschen.

In diesem Fall solltest Du den Vierbeiner sich ausruhen lassen, ihm viel zu trinken geben und ihn gleichzeitig gut beobachten. Sollte er sehr stark hecheln oder fast bewegungsunfähig sein, droht nämlich ein lebensgefährlicher Hitzschlag. Dann musst Du ihn sofort in den Schatten bringen. Weitere Möglichkeiten, dem Hund etwas Linderung zu verschaffen, umfassen u.a. Abkühlungen im Hundepool oder auch eine Kühlmatte für Vierbeiner.

Trächtigkeit

Deine Hündin ist trächtig und wird auf einmal sehr ruhig? Dann musst Du dir eigentlich keine Sorgen um ihre Gesundheit machen. Stattdessen solltest Du in Vorfreude und mit Spannung bei ihr bleiben, denn dieses Verhalten spricht dafür, dass bald die Geburt ihres Wurfes ansteht.

Weiterhin neigen einige Hündinnen auch zu sehr ruhigem und anschmiegsamem Verhalten, wenn ihre Läufigkeit beginnt. Auch dies ist kein Grund zur Sorge, allerdings solltest Du dann beim Auslauf ganz besonders aufpassen, damit deine Hundedame keinen unerwünschten Nachwuchs bekommt.

FAQs

Wie lange dauert die Hundepubertät?

Die meisten Hunde kommen mit ungefähr sechs Monaten in die Pubertät. Die “Flegelphase” dauert häufig ungefähr ein halbes Jahr, in welchem das Tier sehr aufbrausend und auch rebellisch sein kann. Anschließend wird der Vierbeiner etwas ruhiger, völlig ausgewachsen ist er aber noch nicht: Der körperliche und geistige Reifeprozess ist erst mit etwa 30 bis 36 Lebensmonaten vollständig abgeschlossen.

Wann ist ein Hund geistig erwachsen?

Die meisten Hunde sind mit 12 bis 18 Monaten körperlich vollständig ausgewachsen. Die geistige Entwicklung ist dann aber noch lange nicht abgeschlossen: Die Reifephase der Vierbeiner, in der sich das Gehirn noch weiterentwickelt und die Hormonumstellung zum Abschluss kommt, dauert deutlich länger: Erst mit etwa 30 bis 36 Monaten gelten Hunde als geistig erwachsen.

Ist ein Hund mit 3 Jahren schon alt?

Ein 3 Jahre alter Hund ist sowohl körperlich als auch geistig noch sehr jung: Mit 36 Lebensmonaten ist seine Entwicklung nämlich gerade erst abgeschlossen, man kann ihn dann also als jungen Erwachsenen bezeichnen.

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Über den Autor Sven Kohler

Sven schreibt leidenschaftlich gerne über alles, was seine liebsten haarigen Freunde angeht. Am Herzen liegen ihm dabei Hundeerziehung, -Gesundheit und natürlich -Ernährung- die absolute Grundlage für ein glückliches Hundeleben. Und da es auch eine schier unendliche Anzahl an Zubehör und Spielzeug gibt, macht sich Sven die Mühe und stellt Euch seine liebsten Produkte im Test vor.