Hund springt Menschen an: Gründe & Tipps zur Abgewöhnung

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Wir Hundehalter tolerieren es gelegentlich, wenn der Vierbeiner uns anspringt. Sind andere Menschen betroffen, hört der Spaß aber auf: Nicht jeder mag es, wenn ein Hund sich so ungestüm verhält, viele Unbeteiligte bekommen es dann sogar mit der Angst zu tun.

In der Tat ist das Anspringen von Menschen eine Unart, die von den Tieren nicht immer gut gemeint ist: Im folgenden Artikel erfährst Du, welche 11 Gründe die Vierbeiner am häufigsten dazu motivieren. Weiterhin nenne ich dir 7 Strategien, mit denen Du dem Vierbeiner diese Unart konsequent abgewöhnen kannst.

11 Gründe, warum ein Hund andere Menschen anspringt

1. Freude über Besuch

Hunde sind sehr einfühlsame Tiere und können ein ziemlich gutes Gedächtnis haben. Wenn Bekannte ihn gut behandelt haben, merkt sich der Vierbeiner das. Gelegentlich liebt er den Besuch dann so, als handele es sich um ein echtes Familienmitglied.

Wenn der Gast dann ins Haus kommt, benimmt er sich fast so, als würde seine eigentliche Bezugsperson wiederkehren: Der Hund freut sich überschwänglich und vergisst alle seine Manieren.

Dieses Verhalten lässt sich insbesondere bei jüngeren Tieren beobachten. Es ist dann nicht böse gemeint, kann aber schnell zu einer Belästigung ausarten – insbesondere, wenn das Hundekind körperlich wächst und stark geworden ist.

2. Eifersucht & Dominanz

Du unterhältst dich mit einer anderen Person und der Hund beginnt irgendwann, sie anzuspringen? Dann kann auch Eifersucht dahinterstecken. Das Tier akzeptiert dann nicht, dass Du gerade keine Zeit hast, es möchte dich sozusagen “umerziehen”.

Dahinter steckt meistens ein grundlegendes Problem: Hunde, die so reagieren, akzeptieren ihren Halter nicht als Rudelführer. Sie wollen ihr “eigenes Ding drehen”, die Bezugsperson wird nicht als Autorität wahrgenommen.

Wenn die Beziehung Hund-Halter derart aus dem Gleichgewicht geraten ist, zeigt sich dies auch an anderen Stellen: So weigert sich der Vierbeiner dann oft, auf Kommandos zu reagieren. In brenzligen Situationen wird das schnell gefährlich.

3. Vierbeiner will Aufmerksamkeit

Manche Hunde sind aber auch nicht eifersüchtig, sondern eher liebebedürftig. Wenn sie bemerken, dass ein Mensch, den sie eigentlich in ihr Herz geschlossen haben, sie nicht genug beachtet. Das können nicht nur Bezugspersonen, sondern auch bekannte Gäste sein.

Wenn Vierbeiner die Aufmerksamkeit von Menschen haben wollen, nutzen sie ein vielseitiges Kommunikationsarsenal: Manche Hunde nutzen verbale Mittel, sie bellen, jaulen oder winseln dann. Andere Tiere bevorzugen Körperkontakt – sie drücken dann z.B. den Kopf sanft an die von ihnen ausgewählte Person oder springen sie auch etwas rabiater an.

4. Bewusste Grenzüberschreitung

Manche Hunde begehen aber auch bewusst Grenzüberschreitungen. Das lässt sich besonders bei Vierbeinern in der Pubertät beobachten. Ab der Geschlechtsreife bis ungefähr zur Vollendung des zweiten Lebensjahres (bei kleinen Rassen dauert es nicht ganz so lange) befinden sich Hunde in ihrer “Flegelphase”.

Dann tun sie gerne verbotene Dinge, und zwar eher aus Neugier: Sie wollen sehen, wie weit sie gehen können, ähnlich wie menschliche Teenager. Sollte der Hund vorher begriffen haben, dass er andere Menschen nicht anspringen darf, kann es also sein, dass er genau das tut.

5. Hund will betteln

Manche Hunde haben auch gelernt, dass es sich lohnt, zu betteln: Wenn ein Besucher dem Vierbeiner irgendwann Futter zugesteckt hat, merkt er sich das und wird immer wieder versuchen, ihm etwas Leckeres zu entlocken.

Das bedeutet: Der Vierbeiner wird Blickkontakt zu deinem Gast aufnehmen, ihn anstupsen und manchmal auch anspringen. Typisch dafür ist, dass er sich nicht mit Anlauf, sondern aus dem Stand größer macht.

6. Angelernte Unart

Sehr oft ist aber auch mangelnde Konsequenz für das Verhalten verantwortlich. Wir Menschen finden es oft tierisch niedlich, wenn ein Welpe oder Junghund uns anspringt.

Übel nehmen kann man das dem Vierbeiner kaum: In den ersten Lebensmonaten gehört es nämlich zum altersgerechten Verhalten, Hundekinder nutzen Sprünge z.B., um ihre Mutter oder Geschwistertiere auf etwas aufmerksam zu machen.

Sobald wir dieses Verhalten toleriert haben, müssen wir uns aber nicht wundern, wenn der Hund diese “Unart” auch später weiterführt. Er hat dann gelernt, dass Anspringen z.B. mit Aufmerksamkeit, lobenden Worten oder Streicheleinheiten quittiert wurde.

7. Angst & Nervosität

Viele Hunde neigen aber auch dazu, andere anzuspringen, wenn sie gerade Angst haben oder nervös sind. Dabei haben die Vierbeiner oft eine eher defensive Körperhaltung: Die Ohren sind meistens nach hinten gestellt, die Rute hängt oder ist ganz eingezogen. Manchmal winselt oder jault das Tier auch.

Sollte eine Fremder angesprungen werden, handelt es sich meistens um eine Übersprungshandlung. Der Hund versucht also Stress abzubauen, indem er etwas tut, das eigentlich keinen Sinn ergibt. Gefahr besteht dann eigentlich nicht, bei hektischen Reaktionen der betroffenen Person könnte der Vierbeiner aber auch aggressiv werden.

8. Neugier

Ebenfalls möglich ist es, dass der Hund einfach neugierig ist. Dann möchte er den Menschen etwas näher kennenlernen, wenn er sich etwas größer macht, hat er natürlich einen besseren Überblick.

In diesem Fall hat der Vierbeiner eine entspannte bis euphorische (z.B. wedelnder Schwanz) Körperhaltung. Er erhebt sich eher aus dem Stand, ein Anspringen mit Anlauf ist bei dieser Ursache eher unwahrscheinlich.

9. Dem Hund ist langweilig

Weiterhin kann es sein, dass dem Vierbeiner einfach langweilig ist. Meistens betrifft dies Hunde, die körperlich und/oder geistig nicht ausgelastet sind, z.B., weil sich ihr Auslauf auf ein Minimum beschränkt. Sie versuchen dann, ihre überschüssige Energie irgendwie loszuwerden, was bei beengten Verhältnissen nicht immer einfach ist.

Die Folge: Er versucht, sich irgendwie abzureagieren. Dann kann es vorkommen, dass er einfach mal andere Menschen anspringt – auch, um sie vielleicht zum Spielen zu animieren.

10. Aggressivität

In einigen, wenigen Fällen kann es auch passieren, dass der Hund einen Menschen anspringt, weil er ihn angreifen möchte. Dies geschieht meistens aus Angst, weshalb der Vierbeiner unmittelbar zuvor oft eine defensive Körperhaltung einnimmt. Ebenfalls möglich ist es, dass der Hund vermutet, dass Du angegriffen werden sollst, er möchte dich dann verteidigen.

Brandgefährliche Situation

Wenn ein Hund einen Menschen derartig angreift, besteht unmittelbare Gefahr! Eine Attacke ist die letzte Eskalationsstufe, Du musst also alles tun, um den Vierbeiner schnell wieder in Griff zu bekommen.

Der Angriff geschieht dann oft mit Anlauf. Oft lassen sich schon vorher Verhaltensveränderungen wie Drohgebärden beobachten. Sollte der Vierbeiner einen Menschen deshalb anspringen, ist er auch bereit, mit voller Kraft zuzubeißen.

Gewöhnlich tritt dieses Benehmen bei gut erzogenen Hunden nicht auf. Wahrscheinlicher ist so eine Reaktion bei “Problemhunden”, insbesondere adoptierte Tiere mit Traumata oder einer Abrichtung als Schutzhund gehören zur Risikogruppe.

11. Hund will sich “erleichtern”

Ein weiterer Grund könnte sein, dass der Hund sich am Menschen kratzen oder reiben möchte. Das Hochspringen ist dann lediglich ein Mittel zu Zweck und hat nur wenig mit Dominanzgebaren oder schlechter Erziehung zu tun.

Die 2 häufigsten Gründe hierfür sind:

  • Juckreiz am Unterleib, z.B. aufgrund von Allergien oder Parasiten und
  • Rüden, die eine läufige Hündin in der Umgebung wittern.

Hund springt Menschen an: 7 Lösungen zur Abgewöhnung

Wenn ein Hund Menschen anspringt, tolerieren wir das fälschlicherweise gelegentlich. Es gibt aber einige gute Gründe, dies nicht zu tun:

  • Viele Menschen reagieren genervt oder kriegen sogar Angst, wenn ein Hund sie oder sogar ihre Kinder anspringt
  • Bei Sprüngen mit Anlauf besteht besonders bei großen Rassen Sturz- und Verletzungsgefahr
  • Manche Vierbeiner zeigen damit Dominanz, ein Hinnehmen des Verhaltens kann deine Autorität und die Dynamik in der Familie stören
  • Beim Anspringen kann der Hund Kleidung dreckig machen oder mit seinen Krallen beschädigen.

Hundetrainer raten deshalb eigentlich immer dazu, schon früh damit zu beginnen, dem Tier dieses Verhalten abzugewöhnen. Dabei helfen vor allem die folgenden Strategien.

1. Alle müssen mitziehen

Wenn Du einem Hund das Anspringen abgewöhnen möchtest, ist es wichtig, dass das Tier versteht, dass Menschen dieses Verhalten nicht mögen. Das bedeutet: Alle Personen, die regelmäßig mit dem Vierbeiner zu tun haben, müssen sich mehr oder weniger einheitlich verhalten.

Sollte sich auch nur ein Mensch sichtbar freuen oder ihn sogar belohnen, wenn er angesprungen wird, erschwert das die Abgewöhnung ungemein. Sprich’ also am besten mit allen Familienmitgliedern, Hausbewohnern und Bekannten, die dich regelmäßig besuchen kommen.

2. Ruhe bewahren

Zweitens musst Du beim Abgewöhnen auf jeden Fall Ruhe bewahren. Schimpfen oder laut werden ist hier keine Option, denn der Vierbeiner kann dies auch missverstehen: Wenn er Aufmerksamkeit sucht und sieht, dass Du dich aufregst, hat er z.B. sein Ziel bereits erreicht und wird sich auch in Zukunft unangemessen verhalten.

Bleib’ im Ton also ruhig, aber bestimmt und lass’ sich zu keinen hektischen Gesten verleiten. Das strahlt Souveränität aus und erleichtert die Erziehungsarbeit stark.

3. Vierbeiner ignorieren

In vielen Fällen hat es sich sehr bewährt, den Hund einfach zu ignorieren, wenn er einen Menschen anspringt. Das bedeutet, dass Du dich wortlos von ihm abwendest, sobald er Anstalten macht, dich derartig zu beehren.

In der Sprache der Vierbeiner drückt das Souveränität aus, Du verschaffst dir so seinen Respekt, ohne dass Du auf ihn aggressiv wirken würdest.

Wortmeldungen wie “Aus!” oder “Nein!”-Kommandos solltest Du in den meisten Fällen unterlassen. Nur bei Aggression könnte es weiterhelfen, beim Anspringen aus anderen Gründen bestärkt es den Vierbeiner oft sogar eher.

4. Konzentriert spielen & trainieren

Spielerisches Training sollte eigentlich zu jeder guten Hundeerziehung dazugehören. Wichtig dabei ist es, dem Hund nicht aus Versehen falsche Verhaltensweisen beizubringen.

Wichtig ist dann, dass Du ihn nicht zu schnell für etwas belohnst: Wenn er dich angesprungen hat und er sich auf dein Kommando hinsetzt, darf das Leckerli oder die Streicheleinheit nicht zu schnell kommen – warte lieber, bis er den Befehl ausgeführt hat und belohne ihn erst dann.

So vermeidest Du, dass das Tier die Belohnung mit dem Anspringen assoziiert.

5. Ablenkung mit Spielzeug oder Leckerli

Sollte dein Hund aus Langeweile oder aufgrund eines Energieüberschusses zum Anspringen neigen, hat es sich bewährt, den Vierbeiner schnell abzulenken.

Manche Hundehalter nutzen dafür ein Leckerli. Das wird das Tier beschäftigen, hat aber den Nachteil, dass es bereits vor der Sprungbewegung gegeben werden muss, um Missverständnisse auszuschließen. Auf Dauer können die kalorienreichen Snacks außerdem zu Dickmachern werden.

Eine schöne Alternative sind dann Spielzeuge: Wenn Du dem Hund z.B. einen Ball zuwirfst, sobald er Anstalten macht, jemanden anzuspringen, hat er seine Absichten oft schnell vergessen – Experten sprechen dann auch von einer “Ersatzreaktion”.

6. Hund anders austoben lassen

Viele Hunde werden allerdings auch deutlich ruhiger, wenn sie sich einfach auf andere Weise austoben können: Es kann sich also lohnen, das Tier körperlich und geistig mehr auszulasten.

Ersteres funktioniert vor allem mit mehr Auslauf, manche Vierbeiner brauchen viel Sport, um glücklich zu sein. Dann kannst Du sie bei entsprechender körperlicher Eignung auch z.B. auf Jogging- und Fahrradtouren mitnehmen.

Geistige Beschäftigung kannst Du dem Hund z.B. mit Intelligenzspielzeug oder regelmäßigem Kommando-Training bieten. Manche Sportarten wie Mantrailing sind ebenfalls eine schöne Art, sowohl Kopf als auch Körper des Vierbeiners auszulasten.

7. Unterwegs die richtige Leine nutzen

Sollte dein Hund unterwegs dazu neigen, andere Menschen anzuspringen, ist es ratsam, ihn nur angeleint auszuführen, bis er diesbezüglich berechenbar ist. Aber auch dann kann es vorkommen, dass er ungestüm reagiert.

In diesem Fall ist es wichtig, die richtige Leine zu haben: Eine lange Flexi- oder Rollleine ist dann der falsche Weg. Stattdessen solltest Du ein möglichst kurzes Modell wählen.

Das ermöglicht dir nicht nur eine bessere Kontrolle, der Vierbeiner hat dann auch kaum Freiräume, um plötzlich zu springen – er kann dann z.B. keinen Anlauf mehr nehmen.

FAQs

Was tun, wenn der Hund Besucher anspringt?

Wenn dein Vierbeiner einen Besucher anspringt, hilft nur viel konsequente Erziehung. Du musst unbeeindruckt bleiben, wenn das Anspringen keine Reaktionen auslöst, verliert das Tier oft die Lust daran. Auch eine Ablenkung mit einem Ball und regelmäßiges Kommando-Training kann verhindern, dass dein Liebling Gäste auf diese Weise stört.

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Über den Autor Sven Kohler

Sven schreibt leidenschaftlich gerne über alles, was seine liebsten haarigen Freunde angeht. Am Herzen liegen ihm dabei Hundeerziehung, -Gesundheit und natürlich -Ernährung- die absolute Grundlage für ein glückliches Hundeleben. Und da es auch eine schier unendliche Anzahl an Zubehör und Spielzeug gibt, macht sich Sven die Mühe und stellt Euch seine liebsten Produkte im Test vor.