Wie bringe ich meinem Hund bei, andere Hunde zu ignorieren?

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Wenn sich zwei Hunde beim Auslauf begegnen, ist dies oft eine brenzlige Angelegenheit: Sobald sich die Vierbeiner einander annähern, wirken sie manchmal gestresst, fangen an zu bellen oder machen sogar Anstalten, das andere Tier angreifen zu wollen.

Das kann den täglichen Spaziergang ganz schön ruinieren. Fast alle Hundehalter wünschen sich deshalb, dass ihr Schützling gelassener wird und andere Vierbeiner einfach ignoriert. Das muss allerdings gut trainiert werden und verlangt nicht nur dem Tier, sondern auch dir als Hundehalter einiges ab.

Im folgenden Artikel erfährst Du, wie das gelingen kann.

So gelingt die Hundebegegnung: 7 Tipps

Hunde sind sehr soziale Tiere: Deshalb werden sie ihre Artgenossen immer wahrnehmen, richtig ignorieren werden sich die Vierbeiner niemals. Wenn es ums Training geht, sollte stattdessen darauf geachtet werden, dass dein Liebling anderen Tieren möglichst unbeeindruckt begegnet.

Dabei gilt: Übung macht den Meister! Nur die wenigsten Hunde sind anfangs so entspannt und souverän, dass sie andere Tiere kaum beachten. Anfängliche “Misserfolge” solltest Du also einkalkulieren – mit Geduld, Konsequenz und Aufmerksamkeit dürfte sich die Situation aber schnell bessern.

1. Sozialverhalten früh üben

Der Kontakt mit Artgenossen ist für die Vierbeiner sehr wichtig und sollte daher auf keinen Fall vernachlässigt werden: Ein Hund, der überhaupt nicht mit anderen Vierbeinern interagiert, wird nicht artgerecht gehalten und wird im Falle einer Begegnung schwere Verhaltensstörungen an den Tag legen.

Deshalb ist es ratsam, das Tier bereits früh mit anderen Hunden zusammenkommen zu lassen: Sehr aufnahmefähig sind Welpen in der Sozialisierungsphase, ab ungefähr der 12. Lebenswoche können sie gewöhnlich mit anderen Vierbeinern in Kontakt treten, ohne überfordert zu werden.

In vielen Gemeinden oder auch Hundeschulen gibt es hierfür spezielle “Welpen-Clubs”, für das gezielte Training ist es ideal, einen Hundehalter mit einem Schützling ähnlichen Alters zu finden, um gemeinsam zu lernen.

Aber aufgepasst: Ein zu ungestümes Spielen kann die Hundekinder auch traumatisieren und den Grundstein für gestörtes Sozialverhalten legen. Wenn Du mitbekommst, dass dein Liebling gemobbt wird oder keinen Spaß hat, musst Du also auf jeden Fall einschreiten.

Impfen nicht vernachlässigen

Grundvoraussetzung für jede Interaktion mit anderen Vierbeinern ist es, dass der Hund seine Grundimpfungen hat und entwurmt ist. Ansonsten drohen Krankheiten.

2. Anfangs Distanz halten

Viele Hunde Experten empfehlen, ein Begegnungstraining sehr behutsam anzugehen: Die Vierbeiner sind eigentlich sehr höfliche Tiere, die Distanz zueinander halten. Wenn einer seinem Artgenossen unerwünscht zu nahe kommt, wird dies als Eingriff in die Privatsphäre und auch als bedrohliche Geste wahrgenommen.

Aus diesem Grund sollte ein Erstkontakt zwischen zwei Hunden immer mit großem Abstand erfolgen: Wenn Du mit einem zweiten Halter trainierst, ist es deshalb ratsam, die Tiere ziemlich weit voneinander entfernt aufeinander “loszulassen”. So haben sie Zeit, sich in den Blick zu nehmen und können selbst entscheiden, ob sie ihren Artgenossen näher unter die Lupe nehmen wollen oder nicht.

Nähern sich die Hunde einander, behältst Du sie im Blick, um die Intentionen beider Tiere zu deuten: Sind beide Vierbeiner entspannt, spricht nichts dagegen, sie näher aneinander zu lassen. Siehst Du Angst, Nervosität oder sogar Aggression, wartest Du einen besseren Moment ab und bleibst auf Distanz.

3. Grundkommandos trainieren

Sehr wichtig für eine entspannte Begegnung von zwei Hunden ist auch, dass der Vierbeiner sich mit seiner Bezugsperson versteht und diszipliniert ist. Das bedeutet vor allem: Die Grundkommandos müssen stimmen.

Insbesondere Befehle wie “Sitz!”, “Bei Fuß!”, “Komm’!” und “Aus!” sind dabei wichtig. Sie erleichtern es dir, die Situation unter Kontrolle zu behalten, weiterhin sind Hunde, die diese “Schule” durchlaufen haben, oft deutlich konzentrierter und auf ihre Halter fixiert.

Das Lernen der Grundkommandos sollte vergleichsweise früh begonnen werden. Hierfür gibt es einige Strategien – mehr zum Thema kannst Du auch hier finden.

4. Blickkontakt zum Hund aufnehmen

Hunde haben aber oft auch Probleme miteinander, weil ihre Halter elementare Fehler beginnen. Häufig geraten Begegnungen aus dem Ruder, weil die Tiere kein Feedback von ihrer Bezugsperson bekommen.

Wenn ein anderer Hund auftaucht, schauen die meisten Vierbeiner ihrem menschlichen Begleiter nämlich zunächst tief in die Augen. Sie wollen dann wissen, wie sie sich zu verhalten haben. Reagiert der Halter nicht, wird dem Tier schnell unheimlich, er fühlt sich dann auf sich alleine gestellt, geht in den Abwehrmodus oder glaubt sogar, dich verteidigen zu müssen.

Das kannst Du umgehen, indem Du sofort Blickkontakt mit dem Vierbeiner aufnimmst, sobald ein Artgenosse auftauchst. Durch selbstsicheres Auftreten und beruhigende Worte kannst Du ihm dann mitteilen, dass alles im grünen Bereich ist.

5. Die Leine locker lassen

Viele Hundeexperten empfehlen zudem, den Hund nicht an der angespannten Leine zu führen, sobald ein anderes Tier auftaucht. Oft wird dann sogar dazu geraten, das Tier ganz abzuleinen.

Hintergrund ist, dass viele Hunde das Gefühl haben, ihren Besitzer verteidigen zu müssen, wenn sie angeleint sind. Ohne starken Zug hingegen, so die Idee, können sich die Vierbeiner natürlicher verhalten.

Das Ableinen ist natürlich nur möglich, sofern keine Leinenpflicht herrscht. Tiere, die (noch) nicht gut hören und läufige Hündinnen sollten aber am besten kürzer gehalten werden.

6. Den Hund nicht mit zu vielen Kontakten überfordern

Wir machen uns manchmal falsche Vorstellungen vom Sozialleben der Vierbeiner: Beim Gassigehen herrscht dann oft der Gedanke, dass sich unser Hund darüber freut, anderen Tieren zu begegnen, vor.

Das ist aber nur sehr begrenzt der Fall: Einerseits brauchen Hunde Kontakt zu ihren felligen Artgenossen, um ihr Sozialleben artgerecht zu gestalten. Andererseits ist das Treffen von anderen Vierbeinern – insbesondere ihnen unbekannten oder unsympathischen – auch mit sehr viel Stress verbunden.

Wenn Du z.B. in einem Park bist, wird der Hund dann schnell überfordert. Zu viele Fellnasen sorgen dann für eine Reizüberflutung und für Stress pur. Sobald Du merkst, dass deinem Liebling alles zu viel wird, solltest Du ihn deshalb schonen: Weiche also am besten auf eine abgelegene Route aus oder wechsle die Straßenseite, sobald andere Hunde am Horizont erscheinen.

7. Bei viel Stress: Ablenkung

Sollte der Hund erkennbar viel Stress haben, solltest Du ihn auf jeden Fall ablenken. Egal, ob ein Spielzeug, ein Leckerli oder eine Streicheleinheit – was die ungeteilte Aufmerksamkeit des Vierbeiners auf sich zieht, ist erlaubt und hilft, eine Hundebegegnung zu entspannen:

  • Einerseits konzentriert sich der Hund dann nicht mehr auf den Artgenossen.
  • Andererseits achtet er dann auch mehr auf dich.

In schwierigen Fällen können Profis helfen

Sollte dein Vierbeiner trotz aller Versuche immer wieder sehr ängstlich oder sogar aggressiv auf Artgenossen reagieren, empfiehlt es sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dann lohnt sich ein Gang zum Hundepsychologen, Verhaltensberater oder auch zum Tierarzt.

Was tun, wenn ein Treffen aus dem Ruder läuft?

Dies sind alles gute Strategien, um den Hund zu entspannen, sobald andere Tiere auftreten. Allerdings ist es immer möglich, dass ein Treffen nicht ganz so glimpflich abläuft: Manchmal sieht man überhaupt nicht, dass sich ein Artgenosse nähert, was schnell eskalieren kann.

Anzeichen für eine unentspannte Hundebegegnung

  • Knurren & aggressives Bellen
  • Hund legt sich in “Lauerstellung”
  • Ziehen an der Leine
  • Zeigen der Zähne/Fletschen
  • Gesenkter oder zwischen die Hinterläufe geklemmter Schwanz
  • Starrer Blick mit verengten Pupillen.

Ruhe bewahren

Das wichtigste (und oft auch schwierigste) in dieser Situation ist es, Ruhe zu bewahren. Du musst dem Vierbeiner gegenüber die Richtung vorgeben und ihm zeigen, dass Du vom anderen Hund völlig unbeeindruckt bist.

Dies bedeutet vor allem: Selbst, wenn dein Liebling sichtbar nervös oder sogar angriffslustig ist, darfst Du nicht anfangen, herumzuschreien. Der Hund versteht dies nämlich nicht als Beruhigung, sondern denkt dann, dass Du dich auch bedroht fühlst – dementsprechend würde er dich verteidigen wollen.

Weiterhin solltest Du mit dem Hund nicht schimpfen: Er meint es nämlich nicht böse, sondern möchte dir und sich selbst helfen. Selbstverständlich sollte es zudem sein, dass quälerische “Hilfsmittel” wie Elektroschock-Halsbänder oder Würgeketten absolut Fehl am Platz sind.

Ausweichen oft die beste Option

Lösen lässt sich eine derartige Krisensituation am besten, indem Du dich so verhältst, wie es auch Hunde tun würden: Die Vierbeiner suchen nämlich nur sehr selten Stress und gehen ihm lieber aus dem Weg.

Nimm’ also Blickkontakt mit deinem Schützling auf, teile ihm mit, dass es jetzt weitergeht und baue Distanz zum anderen Hund auf. Je weiter ihr euch vom “Brandherd” entfernt, desto entspannter dürfte das Tier werden.

Hundehaftpflichtversicherung empfehlenswert

Achtung: Die persönliche Haftpflichtversicherung springt normalerweise nicht ein, wenn dein Vierbeiner etwas angestellt hat. Ich empfehle deshalb auf jeden Fall den Abschluss einer Hundehaftpflichtversicherung, so bist Du auch finanziell auf der sicheren Seite.

Bei Bissen: Auf jeden Fall zum Tierarzt

Wenn dein Hund gebissen wurde, musst Du auf jeden Fall zum Tierarzt: Auch vermeintlich kleine bzw. oberflächliche Wunden können böse Entzündungen verursachen und sogar lebensgefährlich werden! Weiterhin sind Hundebisse meldepflichtig – es ist also möglich, dass der “Täter” Besuch vom Ordnungsamt bekommt, auch das Ablegen eines Wesenstests kann angeordnet werden.

Warum haben manche Hunde Stress miteinander?

Wenn zwei sich unbekannte Hunde zum ersten Mal aufeinander treffen, ist eigentlich alles möglich: Manche Vierbeiner verstehen sich prächtig und fangen sofort an, miteinander zu spielen. Andere brauchen etwas länger, es gibt aber auch Fälle, in denen sich beide Tiere regelrecht zu hassen scheinen.

Aber was führt dazu, dass Hunde sich bekriegen?

Angst & Unsicherheit meistens entscheidende Faktoren

Meistens haben Hunde keine bösen Absichten, wenn sie sich in die Haare kriegen: Stattdessen liegt es vor allem an der Unsicherheit der Vierbeiner. Beim Spaziergang können die Hunde nämlich kaum kontrollieren, wie nah sie aneinander geraten – während einer Begegnung werden sie sozusagen dazu gezwungen, miteinander zu interagieren.

Das ist nicht unbedingt artgerecht und führt dazu, dass die Tiere oft ängstlich oder sogar nervös werden: Vergleichen kann man dies ungefähr damit, wenn zwei Menschen Nase an Nase stehen müssen. Ohne natürliche Distanz fühlen sie sich dann schnell bedroht und reagieren eher ungestüm.

Auch Vierbeiner kennen Sympathie & Abneigung

Dabei spielen aber auch die Persönlichkeiten der Hunde eine Rolle: Wenn zwei Vierbeiner ein sehr dominantes Selbstverständnis voneinander haben, werden sie kaum zurückstecken wollen, wenn sie aufeinander treffen.

Weiterhin gibt es auch bei Vierbeinern Sympathie und Antipathie: Wie wir Menschen sind auch Hunde dazu in der Lage, Abneigung zu empfinden.

Schlechte Erfahrungen mit Artgenossen

Die Ursachen dafür liegen häufig in schlechten Erfahrungen, welche die Tiere gemacht haben. Wenn ein Hund einmal von einem Artgenossen schlecht behandelt worden ist, merkt er sich das und reagiert oft auf Tiere ähnlicher Größe oder ähnlichen Aussehens sehr wirsch und forsch.

Das beginnt oft schon im Welpenalter: Wenn Hundekinder aufeinandertreffen, wird nämlich nicht nur gespielt und getobt, sondern auch gequält und gemobbt. Dies prägt die Vierbeiner oft bis ins Erwachsenenalter hinein und führt dann immer wieder zu Problemen bei Begegnungen mit Artgenossen.

Hundehalter werden ihrer Verantwortung nicht gerecht

Das liegt auch daran, dass die Hundehalter ihrer Verantwortung nicht immer gerecht werden. Sie lassen ihren Liebling dann alleine und glauben, dass ein Vierbeiner damit eben klarkommen müsse.

Das ist allerdings ein Trugschluss: Denn wenn Du den Hund – sei es in einer Spielgruppe oder an der Leine – dazu zwingst, engen Kontakt mit anderen Tieren zu haben, nimmst Du ihm die artgerechte Fluchtmöglichkeit. Auch der Gedanke, dass die Tiere ihre Probleme untereinander lösen müssten, ist leider falsch, denn als Bezugsperson und Rudelführer erwartet der Vierbeiner eigentlich immer deine Hilfe, sobald er verunsichert ist und nicht mehr weiter weiß.

FAQs

Wie übe ich Hundebegegnungen?

Ideal ist es, Hundebegegnungen mit einem anderen Halter zu üben. Perfekt ist es, wenn die Tiere ungefähr gleich alt sind. Die Treffen sollten dann an einem neutralen Ort stattfinden, ideal ist eine gut überschaubare Grünfläche. Achte darauf, dass insbesondere zu Beginn viel Abstand zwischen beiden Tieren besteht, denn so kriegen sie die Chance, ganz natürlich und unter Wahrung ihrer Privatsphäre aufeinander zuzugehen.

Wie oft braucht Hund Kontakt zu anderen Hunden?

Hunde sind soziale Tiere und sollten hin und wieder auch Kontakt mit Artgenossen haben. Übertreiben oder forcieren sollte man das aber nicht, da dies in starken Stress für die Vierbeiner ausarten kann. Idealerweise haben beide Vierbeiner dann viel Platz, um sich zu begegnen oder eben auch aus dem Weg zu gehen.

Warum bellt mein Hund an der Leine andere Hunde an?

Das Bellen gehört zum Kommunikations-Repertoire von Hunden dazu, wird aber nur sehr selten genutzt, um mit anderen Vierbeinern zu “sprechen”. Wenn dein Liebling einen Artgenossen anbellt, will er also wahrscheinlich eher dir etwas mitteilen. Oft ist es dann so, dass sich das Tier unwohl oder unsicher fühlt und dir mitteilen möchte, dass er eine Bedrohung gesichtet hat.

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Über den Autor Sven Kohler

Sven schreibt leidenschaftlich gerne über alles, was seine liebsten haarigen Freunde angeht. Am Herzen liegen ihm dabei Hundeerziehung, -Gesundheit und natürlich -Ernährung- die absolute Grundlage für ein glückliches Hundeleben. Und da es auch eine schier unendliche Anzahl an Zubehör und Spielzeug gibt, macht sich Sven die Mühe und stellt Euch seine liebsten Produkte im Test vor.