Tierische Nebenerzeugnisse in der Tiernahrung

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Vielen Hundehaltern graust es, wenn sie auf dem Futter-Etikett lesen, dass sie ihrem Liebling auch “tierische Nebenerzeugnisse” vorsetzen. Oft stellen sich Tierfreunde dann wahre Horrorszenarien vor, die Sorge ist meistens aber absolut unbegründet.

Denn tierische Nebenerzeugnisse müssen nicht schlecht sein: Im Gegenteil, bestimmte Teile gehören zu einer guten Hundeernährung einfach dazu. Allerdings gibt es auch Zutaten dieser Kategorie, die Du tunlichst meiden solltest – was es genau damit auf sich hat, erfährst Du in den folgenden Zeilen.

Ein Begriff aus dem Futtermittelrecht

Der Begriff “tierische Nebenerzeugnisse” stammt aus dem Futtermittelrecht: Hersteller von Tiernahrung sind in der Europäischen Union dazu verpflichtet, gewisse Mindeststandards bei der Deklaration der Zutaten einzuhalten, für Deutschland ist dies vor allem das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch, welches durch die Futtermittelverordnung detailliert ergänzt wird.

Die Gesetzeslage zwingt die Hersteller dazu, u.a. anzugeben, ob Fleisch und auch sogenannte tierische Nebenerzeugnisse verwendet werden. Die Reihenfolge der Angaben richtet sich dabei nach dem Anteil der Inhaltsstoffgruppen im Futter – wenn an erster Stelle “Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse” stehen, bedeutet dies, dass sie den Hauptanteil einer Sorte ausmachen.

Oft zu Unrecht verteufelt

Der Begriff “tierische Nebenerzeugnisse” ist eigentlich für Fachleute gemacht, denn das Futtermittelrecht sieht keine großen Unterschiede zwischen einzelnen Tiernahrungs-Sorten vor: Ein Hundefutter für den Heimgebrauch muss so im Grunde genommen dieselben Voraussetzungen erfüllen wie ein Futtermittel, das für die Massentierhaltung vorgesehen ist.

Deshalb ist der Begriff auch unter Hundehaltern sehr bekannt: Fast alle Futter für unsere Vierbeiner beinhalten derartige Nebenprodukte. Allerdings haben die Worte doch eine sehr negative Konnotation – viele Tierfreunde verbinden mit ihnen minderwertige Abfälle. Und die will man seinem besten Freund natürlich auf keinen Fall zumuten.

Aber ganz so einfach ist es nicht: Denn tierische Nebenerzeugnisse sind nicht immer schlecht: Im Gegenteil, viele von ihnen gehören zu einem natürlich zusammengesetzten Hundefutter eigentlich dazu.

Definition von tierischen Nebenprodukten

Denn unter “tierischen Nebenerzeugnissen” versteht man eigentlich alle tierischen Bestandteile eines Futters, die weder Fleisch noch tierische Öle, pasteurisierte Milchprodukte oder Eierspeisen darstellen.

Kategorien von Schlachtprodukten

Dabei handelt es sich – es verwundert kaum – um Schlachtprodukte. Derartige Reste werden in verschiedene Kategorien eingeteilt:

  • Schlachtabfälle der Kategorie 1 sind in der Tiernahrung verboten und müssen auf jeden Fall fachmännisch entsorgt werden. Dazu gehören insbesondere Reste von kranken und/oder verseuchten Tieren. Auch Haustierkadaver fallen in diese Kategorie. Der Gedanke, dass “tierische Nebenerzeugnisse” eventuell verendete Hunde und Katzen beinhalten könnte, ist also absurd.
  • In die Kategorie 2 eingeordnet werden tierische Reste, die ein erhöhtes Krankheitsrisiko aufweisen, sie sind also auch nicht futtermittelsicher und müssen anderweitig entsorgt werden. Beispiele hierfür sind Fleischerzeugnisse mit mangelnder Qualitätskontrolle, Reste, die nicht einhundertprozentig sicher sind und auch Tiere, die mit unzulässigen Medikamenten behandelt wurden.
  • Die Kategorie 3 hingegen ist die hochwertigste Eingruppierung von tierischen Produkten und umfasst laut EU-Recht “Lebensmittel, die nicht mehr für den menschlichen Verzehr bestimmt sind”. Sie stellen kein gesundheitliches Risiko für die Tiere dar und wurden vor der Weiterverarbeitung tierärztlich untersucht. Viele Bestandteile könnten theoretisch auch von Menschen gegessen werden. Experten reden bei diesen Zutaten häufig auch von “K3 Material”.

Sagt über Qualität wenig aus

Auch diese Bezeichnung ist für den Laien ein wenig verwirrend und lässt Rückschlüsse zu, die oft unbegründet sind. Denn die alleinige Einstufung als K3 Material sagt über die Qualität eines Futters eigentlich überhaupt nichts aus.

Im Grunde genommen ist nämlich jede tierische Zutat, die für Hundefutter verwendet wird, automatisch ein Erzeugnis der Kategorie 3. Ein theoretisches Beispiel: Wenn wir ein sehr schmackhaftes Angus Rinderfilet in zwei Hälften teilen und eine davon fürs Mittagessen braten und das andere für Hunde verkaufen, haben beide Fleischstücke eigentlich dieselbe Qualität. Trotzdem ist das gebratene Stück dann ein hochwertiges Lebensmittel, das für den Hund abgezwackte Teil aber automatisch K3 Material.

Selbst wenn wir es uns anders überlegen würden und mehr Hunger hätten: Rechtlich dürften wir die zweite Hälfte nicht mehr zubereiten, einmal als Hundefutter etikettiert, ist sie für Menschen tabu.

Sinnvolle tierische Reste

Für uns Hundefutter Käufer kann dies ein großes Problem sein: Denn die Bezeichnung “tierische Nebenerzeugnisse” kann bei uns mehr Verwirrung stiften als Aufklärung schaffen. Es gibt nämlich auch viele Reste, die für den Hund sehr sinnvoll sind und eigentlich Teil eines jeden Speiseplans sein sollten.

Innereien mit vielen Vitaminen & Mineralien

So sind Innereien eigentlich für jeden Vierbeiner absolut notwendig: Zutaten wie Leber, Lunge, Nieren, Pansen oder Milz gehören zu den leckersten und gesündesten Bestandteilen eines Futters, die man sich wünschen kann.

Sie enthalten sehr viele Vitamine, z.B. der A-, B- und E-Gruppen. Auch Mineralien und Spurenelemente wie Kalzium, Phosphor, Eisen, Selen oder Zink können eigentlich nur mit Innereien ausreichend aufgenommen werden, ohne auf künstliche Zusätze zurückgreifen zu müssen.

Besonders Barf Speisepläne müssen deshalb eigentlich zwangsläufig Innereien enthalten. Allerdings gehören diese futtermitteltechnisch zu den “tierischen Nebenerzeugnissen” – in diesem Fall solltest Du dich von dem böse klingenden Namen nicht fehlleiten lassen.

Knochen & Knorpel für Mineralien & Spurenelemente

Auch Knochen und Knorpel gehören zu den tierischen Nebenprodukten, die in Maßen absolut an die Vierbeiner verfüttert werden dürfen und oft auch sollten. Insbesondere Knochen jüngerer Schlachttiere sind so ein hervorragender Kalziumlieferant, auch andere Mineralien und Spurenelemente sind gut vertreten.

Ein frischer, ungekochter Knochen kann außerdem viel Kauspaß bieten, dem Hund Gesellschaft leisten und auch zur Zahnpflege beitragen. Diese Gruppe gehört also absolut zu den gewünschten tierischen Nebenerzeugnissen.

Nebenerzeugnisse, die eher als tierische Füllmittel dienen

Den schlechten Ruf verdanken tierische Nebenerzeugnisse eher anderen Vertretern. Es gibt nämlich auch Bestandteile, die für die Ernährung eigentlich keine Rolle spielen, aber dennoch verarbeitet werden.

Minderwertige Bestandteile ohne ernährungsphysiologischen Mehrwert

So gibt es doch einige minderwertige Zutaten, die im Grunde genommen keinen ernährungsphysiologischen Mehrwert bieten. Dazu gehören beispielsweise Haut, Fell, Wolle, Geflügelfedern, Hufe oder auch Hörner.

Der Nährwert dieser tierischen Nebenerzeugnisse geht gegen null. Gleichzeitig können sie aber die Pflichtangaben auf dem Etikett ziemlich manipulieren: Rinder- oder Schweinehaut hat beispielsweise einen sehr hohen Proteingehalt, verfügt dabei aber kaum über Aminosäuren, die für den Hund essentiell sind. Wenn man ein hauthaltiges Futter gibt, denkt man, das Tier würde besonders eiweißhaltige Nahrung bekommen – dass dem nicht so ist, stellt sich oft erst heraus, wenn erste Mangelerscheinungen auftreten.

Oft eher Be- als Entlastung für den Hund

Gleichzeitig kann derartiges Futter den Körper des Vierbeiners stark belasten: Da die Nährstoffe kaum verwendet werden, liegen sie häufig wie Blei im Magen und anschließend im Darm. Verdauungsprobleme treten dann regelmäßig auf, statt dem Hund zu helfen, wird er dann auf eine unnötige Probe gestellt.

Wie erkenne ich “gute” Nebenprodukte?

Das sollte natürlich auf keinen Fall vorkommen: Ein gutes Hundefutter sollte besonders hinsichtlich des tierischen Anteils verträglich, gut verdaulich und exzellent verwertbar sein. Deshalb ist es ratsam, ein Futter zu wählen, dass die Spreu vom Weizen trennt: “Gute” Nebenerzeugnisse sind dann erwünscht, billige tierische Füllstoffe ohne Mehrwert sollten auf jeden Fall draußen bleiben.

Für den Laien ist das aber manchmal ziemlich schwierig zu bestimmen: Du musst das Etikett wirklich genau studieren, um zu wissen, wie es um die Qualität deines Futters bestellt ist.

Die Deklaration macht’s

Die Deklaration der Inhaltsstoffe ist dann von zentraler Bedeutung. Leider haben Hundefutter Hersteller sehr viele Freiheiten, wenn es darum geht, die Zutaten anzugeben. Zwar ist die Reihenfolge gesetzlich vorgeschrieben, die Bestandteile müssen absteigend nach enthaltenem Anteil angegeben werden, ansonsten gibt es aber nur wenige Beschränkungen, die über Begrifflichkeiten hinausgehen.

Das heißt: Eine Angabe “Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse” reicht völlig aus, um den Grundanforderungen gerecht zu werden. Die Hersteller sind nicht verpflichtet, genaue Angaben zu den verwendeten Tieren zu machen, auch Anteil und die Zusammensetzung der tierischen Nebenerzeugnisse muss nicht offengelegt werden.

Manche Unternehmen geben sich derartig schmallippig, weil sie etwas zu verbergen haben. Andere Firmen hingegen machen ungenaue Angaben, weil der industrielle Verarbeitungsprozess keine exakteren Daten erklären lässt. Es gibt aber auch sehr renommierte Hersteller – auch von Spezialfutter, das von sehr vielen Tierärzten empfohlen wird – die generell nur Basisangaben aufs Etikett drucken. Das heißt nicht, dass die Nahrung schlecht ist, die Nachvollziehbarkeit ist dann nur nicht gegeben und Zweifel können entstehen.

Transparente Angaben sorgen für Vergleichbarkeit

Wenn es geht, ist es deshalb ratsam, auf wirklich transparente Angaben Wert zu legen. Dies wird meistens von kleineren Herstellern, die ihre Produktion gut im Blick haben, befolgt.

Eine möglichst offene Deklaration bietet keine allgemeinen Angaben, sondern möglichst exakte Infos. Die tierischen Nebenerzeugnisse sind dann mit Namen und Prozentzahlen aufgeschlüsselt. Eine Beispiel-Deklaration mit “50 % Muskelfleisch vom Rind, 25 % tierische Nebenerzeugnisse (30 % Leber, 25 % Lunge 20 % Pansen, 15 % Milz, 10 % Nieren) ließe hinsichtlich der Zusammensetzung kaum eine Frage offen.

Diese Deklarationen kannst Du dann miteinander vergleichen und auf dieser Basis eine Kaufentscheidung treffen, die für deinen Vierbeiner den besten Nutzen mit sich bringt.

Nicht auf Tricks hereinfallen

Achtung: Manche Hersteller geben auch vermeintlich transparente Infos an, die sich auf dem zweiten Blick als sehr ungenau entpuppen.Eine Deklaration wie “30 % Muskelfleisch, 25 % tierische Nebenerzeugnisse (20 % Leber)” sagt z.B. zwar aus, dass ein Fünftel der tierischen Nebenprodukte aus Leber bestehen, die restlichen 80 Prozent sind aber unbekannt und können auch aus minderwertigen Füllstoffen bestehen. Auf derartige Tricks solltest Du besser nicht hereinfallen!

Gibt es Futter, das frei von tierischen Nebenprodukten ist?

Wenn Du Tierresten im Futter nicht vertraust, gibt es auch Sorten, die ganz ohne diese Produkte auskommen. Sie verwenden dann ausschließlich Muskelfleisch, auch vegetarische oder vegane Varianten fallen in diese Kategorie.

Da diese Sorten weder Innereien noch Knorpel enthalten, sind sie allerdings natürlicherweise oft nicht ideal zusammengesetzt. Manche Hersteller verwenden dann sehr viele künstliche Vitamine und Mineralien als Zusatzstoffe, andere Produkte wiederum sollten mit Innereien deines Vertrauens supplementiert werden, um eine vollwertige Nahrung für deinen Vierbeiner zu bilden.

Mehr Infos zu diesem Thema und viele Empfehlungen findest Du auch in unserem Hundefutter ohne tierische Nebenerzeugnisse Test Artikel.

FAQs

Unter tierischen Nebenerzeugnissen versteht man fast alle Tierreste, die nicht als Fleisch bezeichnet werden und in Futtermitteln Verwendung finden. Anders als oft gedacht handelt es sich dabei nicht unbedingt um minderwertige Schlachtabfälle: Auch viele sinnvolle Bestandteile wie Innereien und Knochen oder Knorpel fallen in diese Kategorie.

“Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse” ist ein Begriff, den man sehr häufig auf Etiketten von Tiernahrung wie Hundefutter findet. Er ist futtermittelrechtlich vorgeschrieben:

  • Fleisch beinhaltet dann alle Bestandteile mit Muskeln, die am Knochen des Schlachttieres liegen.
  • Tierische Nebenerzeugnisse machen den überwiegenden Rest aus, dazu gehören nicht nur unerwünschte Füllstoffe ohne Nährwert wie Hufe, Hörner oder Federn, sondern auch hochwertige Futterbestandteile wie Innereien, Knorpel oder Knochen.

Tierische Nebenerzeugnisse, die in Tiernahrung verarbeitet werden, gehören der sogenannten Kategorie 3 an. Die Bestandteile wurden tierärztlich inspiziert und stellen rechtlich kein Risiko für die Gesundheit der Vierbeiner dar. Sie sind deshalb prinzipiell unschädlich.

Minderwertige tierische Nebenerzeugnisse haben allerdings keinen großen Nährwert und können auch kleinere Probleme wie Verdauungs-Unregelmäßigkeiten verursachen. Abgesehen von etwaigen Mangelerscheinungen sind aber keine Krankheiten bekannt, die auf das Konto dieser Bestandteile gehen – im Gegenteil, hochwertige Nebenprodukte wie Innereien können der Gesundheit der Tiere durchaus weiterhelfen.

Weiterführende Studien & Infos:

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Über den Autor Sven Kohler

Sven schreibt leidenschaftlich gerne über alles, was seine liebsten haarigen Freunde angeht. Am Herzen liegen ihm dabei Hundeerziehung, -Gesundheit und natürlich -Ernährung- die absolute Grundlage für ein glückliches Hundeleben. Und da es auch eine schier unendliche Anzahl an Zubehör und Spielzeug gibt, macht sich Sven die Mühe und stellt Euch seine liebsten Produkte im Test vor.