Progesteronwerte beim Hund: Infos & Tabelle 2024

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Progesteron – kurz auch als P4 bekannt – ist eines der wichtigsten weiblichen Sexualhormone überhaupt. Als natürliches Gelbkörperhomon dient es vor allem dazu, die Befruchtung zu ermöglichen und die Embryos im Mutterleib zu schützen.

Bei Hündinnen ist der Progesteronwert vor allem für Züchter wichtig: Er ist eng mit der Deckbereitschaft und der Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft verbunden. Weiterhin erhöht er die Chance auf einen Wurf mit möglichst vielen gut entwickelten Hundebabys. Für andere Hundehalter kann er hingegen interessant sein, um zu wissen, wann die “heiße Phase” vorbei ist und keine Deckversuche mehr zu erwarten sind.

Damit Du weißt, worum es dabei genau geht, findest Du im folgenden Artikel Infos über die einzelnen Reproduktionsphasen der Hündin zusammen mit den zugehörigen Progesteronwerten – auch in Tabellenform.

Die Phasen des Zyklus bei Hündinnen

Die Progesteronkonzentration beim Hund richtet sich nach den Phasen des Sexualzyklus. Gewöhnlich kannst Du dann folgende Richtwerte erwarten, angegeben werden sie entweder in Nanogramm pro Milliliter oder in Nanomol pro Liter.

Die folgende Tabelle bietet dir einen guten Überblick. Gelegentlich finden sich in der Fachliteratur auch leicht abweichende Referenzwerte.

Progesteronwerte im Überblick

PhaseP4 Wert in ng/mlP4 Wert in nmol/LDauer der Phase
Anöstrus (Ruhephase)< 1 ng/ml<3,2 nmol/LN/A
Proöstrus (Vorbrunst)2-5 ng/ml6,4-16 nmol/L3-17 Tage, meist 9 Tage
Östrus (Brunst)5-10 ng/ml16-32 nmol/L3-21 Tage
Ovulation (Eisprung)meist 8-10 ng/mlmeist 25-32 nmol/L2 bis 3 Tage
Metöstrusmeist zwischen 10-30 ng/l, sinkt auf <1 ng/ml abmeist zwischen zwischen 32-96 nmol/L, sinkt auf < 3,2 nmol/L ab90-120 Tage
Quelle: Kleintierpraxis Dr. Nina Müller, Ostfildern-Kemnat. Umrechnung in nmol/L: Eigene Berechnungen.

Die Phasen einzeln erklärt

Wenn Du schon ein erfahrener Hundezüchter bist, dann hast Du dich bestimmt schon in das Thema “Sexualzyklus der Hündin” eingelesen. Solltest Du jedoch Einsteiger in diese spannende Welt sein, wirkt das Thema auf den ersten Blick wahrscheinlich etwas kompliziert.

Um Abhilfe zu schaffen, habe ich dir die hormonellen Phasen der Hündin im Überblick zusammengefasst. So wird es für dich leichter werden, die Progesteronwerte zu deuten.

Hündinnen werden gewöhnlich etwa zweimal jährlich läufig. Aufgrund von genetischen Prädispositionen oder Umwelteinflüssen sind aber auch andere Zyklen möglich: Einige “nordische” Rassen wie Huskies oder Alaskan Malamute haben so oft nur einen Läufigkeitszyklus pro Jahr.

1. Anöstrus

Der “Anöstrus” ist die Ruhephase im hormonellen Zyklus der Hündin. Er nimmt den Großteil der Lebenszeit der weiblichen Vierbeiner in Anspruch.

Während dieser Zeit ist die Hündin verhaltensunauffällig und zeigt keine Paarungsbereitschaft. Der P4-Spiegel ist in dieser Zeit sehr niedrig, er beträgt unter ein Nanogramm pro Milliliter bzw. etwa unter drei Nanomol pro Liter.

2. Proöstrus

Der Proöstrus, gemeinhin auch als “Vorbrunst” bezeichnet, ist für dich als Züchter das erste sichtbare Anzeichen dafür, dass deine Hündin läufig wird: Der Vaginalbereich schwillt an, blutiges Menstruationssekret fließt aus der Scheide.

Der Progesteronwert steigt zum ersten Mal in die Höhe: Solltest Du ihn messen, wird er in den meisten Fällen zwischen 2 und 5 Nanogramm pro Milliliter Blut bzw. etwa 6 bis 16 Nanomol pro Liter betragen. Gewöhnlich steigt die Konzentration jeden Tag an.

Läufigkeitshosen für mehr Sauberkeit

Aufgrund des blutigen Ausflusses setzen viele Hundehalter in dieser Zeit auf spezielle Läufigkeitshosen, die das Sekret aufsaugen und so für mehr Sauberkeit und Hygiene im Haus sorgen.

Mehr zum Thema findest Du auch in unserem “Läufigkeitshosen” Vergleich.

Allerdings ist die Hündin in dieser Zeit noch nicht paarungsbereit: Stattdessen wird sie “Verehrern” gegenüber eher aggressiv auftreten und sie vielleicht sogar wegbeißen wollen. Die Vorbrunst dauert im Regelfall 9 Tage, wobei Abweichungen nach oben und nach unten möglich sind.

3. Östrus

Der Östrus schließt an die Vorbrunst an und ist auch als “Hitze” der Hündin bekannt. Sie dauert zwischen drei Tagen und drei Wochen. Der Ausfluss der Hundedame ist dann eher wässrig als blutig. Sie wird Deckversuche zulassen und schiebt dafür die Rute zur Seite. Da das Tier dabei stehen bleibt, wird der Östrus auch als “Stehphase” bezeichnet.

Der Progesteronwert steigt in dieser Zeit stark an: Er erhöht sich von um die 5 ng/ml bzw. 16 nmol/L auf das Doppelte.

In dieser Phase ist die P4-Messung besonders wichtig: Zu Beginn ist die Hündin zwar deckbereit, die Wahrscheinlichkeit einer (kinderreichen) Schwangerschaft ist aber noch eher gering, da die Hormone noch nicht so weit sind.

4. Ovulation (Eisprung)

In die wirklich “heiße” und für Nachwuchs interessante Phase kommt die Hündin mit dem Eisprung: Bei der Ovulation setzen die Eierstöcke Eier frei. In dieser Zeit ist eine Schwangerschaft prinzipiell möglich. Direkt nach dem Eisprung sollte aber noch nicht gedeckt werden, da die Follikel noch ein wenig Zeit benötigen, um zu reifen.

Experten gehen stattdessen davon aus, dass eine Trächtigkeit etwa zwei bis drei Tage nach der Ovulation am vielversprechendsten ist. Dann beträgt der Progesteronwert meistens zwischen 8 bis 10 ng/ml bzw. 25-32 nmol/L.

5. Diöstrus bzw. Metöstrus

Direkt im Anschluss steigt der Progesteronspiegel noch einmal sehr stark an: Er beträgt dann oft 30 ng/ml bzw. 96 nmol/L, manche Hündinnen erreichen sogar noch höhere Werte. In diesem Zeitraum lassen Hündinnen Deckversuche oft noch zu, Schwangerschaften sind dann noch möglich, aber nicht mehr sehr wahrscheinlich.

Hintergrund des starken Anstiegs in der frühen Nachbrunst-Phase (auch als Diöstrus und Metöstrus bekannt) ist eher der Schutz der befruchteten Eier.

Nach dem starken Anstieg nimmt die Konzentration anschließend rapide ab: Bei nicht schwanger gewordenen Hündinnen befindet sich der P4-Wert dann bald wieder auf Anöstrus-Niveau, bei trächtigen oder scheinträchtigen Tieren fällt er langsamer und pendelt sich irgendwann um die 2 ng/ml (ca. 6,4 nmol/L) ein.

Progesteronkonzentration zur Geburtstermin-Bestimmung

Die Progesteronkonzentration ist auch bei trächtigen Hündinnen ein sehr wichtiger Faktor: Er muss stetig über 2 ng/ml bzw. 6,4 nmol/L betragen, da die Embryos ansonsten nicht lebensfähig sind.

Erfahrene Hundezüchter nutzen den P4-Wert anschließend auch zur Bestimmung des Geburtstermins: Kurz vor der Niederkunft sinkt er bei hochschwangeren Hündinnen auf einmal rapide ab. Das ist dann ein klares Zeichen dafür, dass es in den nächsten 24 Stunden so weit sein wird.

Wie bestimmt man den Progesteronwert bei Hündinnen?

Der Progesteronwert ist für professionelle Züchter enorm wichtig: Er ermöglicht es ihnen, schon sehr früh darüber Bescheid zu wissen, wann ihre Hündin optimal gedeckt werden kann. Dementsprechend beginnen die Messungen schon sehr früh, meistens bereits in der Woche vor der Erwartung der ersten Blutung.

Das hört sich vielleicht sehr früh an, als Profi sollte man aber nichts dem Zufall überlassen: Nicht nur kostet ein Deckakt mitsamt passendem, für die Zucht zertifiziertem Rüden einiges an Geld. Bleibt eine Schwangerschaft aus, bedeutet das für die Unternehmer auch einen Verdienstausfall.

Laboruntersuchungen sicherste Methode

Züchter arbeiten daher meistens intensiv mit einem Tierarzt zusammen: Diese führen – u.a., um die Hündin nicht unnötig zu stressen – generell Hausbesuche durch und entnehmen Blut.

Der Progesteronwert wird dann gewöhnlich mittels eines Schnelltests bestimmt: Am weitesten verbreitet ist die ELISA (“Enzyme Linked Immunosorbent Assay”) Methode, das auf der Antikörper-Analyse beruhende Verfahren liefert Ergebnisse, die für die meisten Züchter brauchbar genug sind.

Noch genauer sind Radioimmunassay (RIA) Tests. Diese müssen aber im Labor ausgewertet werden und sind deshalb sehr zeitintensiv und auch etwas teurer. Manche Züchter lassen in dieser Phase sogar mehrere Analysen täglich durchführen.

Eisprung-Messgeräte für den Heimgebrauch

Allerdings ist so eine professionelle “Läufigkeitsbegleitung” auch mit ziemlich hohen Kosten verbunden: Anfahrt, Arzthonorare und Tests müssen schließlich bezahlt werden.

Wenn Du eher semiprofessionell tätig bist oder dir einfach wünschst, dass deine Hündin bald Babys bekommt, kann es sich deshalb auch lohnen, auf etwas einfachere Alternativen zurückzugreifen.

Unsere Empfehlung

Bewährte Alternative

Der “EMGOD Hund Ovulation Detector” ist eine sehr beliebte und bewährte Alternative. Das Messgerät lässt sich auch von Laien bedienen und ermöglicht es, Progesteronwerte von einem großen Digitaldisplay abzulesen. Vom Test bis zum Ergebnis dauert es dabei lediglich um die 3 Sekunden.

Sehr beliebt sind dann Eisprung-Messgeräte. Sie sind mit einer Messsonde versehen, die in den Vaginaltrakt der Hündin eingeführt wird. Dort analysiert sie den Genitalschleim und bestimmt so den Progesteronwert.

Im Vergleich zu Blutanalysen ist diese Methode weitaus weniger genau. Wenn es allerdings nicht auf hundertprozentig exakte Ergebnisse, sondern eher auf die Tendenz ankommt, können diese Geräte auf Dauer eine einfache und kostensparende Lösung sein.

Weitere Hormonuntersuchungen

Profi-Züchter verlassen sich allerdings nicht einzig und allein auf den Progesteronwert: Üblicherweise werden noch weitere Analysen durchgeführt, um wirklich auf der sicheren Seite zu sein.

Luteinisierendes Hormon (LH)

Das luteinisierende Hormon fördert den Eisprung und die Gelbkörperbildung. Während der Progesteronanstieg im Proöstrus und Östrus eher linear und langsam erfolgt, steigt die LH Konzentration unmittelbar vor dem Eisprung explosiv schnell an.

Vorher und nachher ist das Hormon hingegen kaum nachzuweisen. Das bedeutet: Ein hoher LH Wert schafft deutlich mehr Sicherheit, dass eine Ovulation auch wirklich stattfindet.

Follikelstimulierendes Hormon (FSH)

Auch das follikelstimulierende Hormon (FSH) dient dazu, den Eisprung vorzubereiten. Das Glycoprotein-Hormon ist auch als Follitropin bekannt und hat die Funktion, die Reifung der Eizellen zu unterstützen.

Dementsprechend ist eine hohe Konzentration ein wichtiger Hinweis darauf, dass die fertile Phase der Hündin unmittelbar bevorsteht.

Östrogen

Weiterhin wird bei Hündinnen auch der Östrogenwert regelmäßig gecheckt. Östrogen gehört zu den bekanntesten weiblichen Geschlechtshormonen und dient u.a. der Entwicklung von Gebärmutter, Eierstöcken und unbefruchteten Eiern.

Während der Läufigkeit tritt das wichtige Hormon aber zugunsten von Progesteron, LH und FSH etwas in den Hintergrund. Das bedeutet: Wenn in Tests eine starke Abnahme von Östrogen bemerkbar ist, steht die fruchtbare Phase unmittelbar bevor.

Abnormalitäten bei der Progesteron-Produktion

Progesteron ist ein sehr wichtiges Sexualhormon und für die Fortpflanzung der Vierbeiner extrem wichtig. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen die Produktion gestört ist.

Hormonzustand nach Kastration

Die erste Abnormalität dürfte eigentlich selbsterklärend sein: Wenn eine Hündin kastriert wurde, wurden ihr die Eierstöcke operativ entfernt – sie kann also nicht mehr schwanger werden.

Bei einer Hormonanalyse wird der Progesteronwert deshalb immer sehr niedrig sein – er beträgt unter 1 ng/ml und ähnelt daher jederzeit der Konzentration von Hündinnen in der hormonellen Ruhephase.

Dann ist es eigentlich unnötig, diesen Wert zu messen. Ausnahme: Wenn Du eine vermeintlich kastrierte Hündin z.B. aus dem Ausland adoptiert hast und dir aufgrund vermeintlicher Läufigkeits-Symptome unsicher bist, ob der Eingriff wirklich durchgeführt wurde, kann eine Hormonanalyse Klarheit bieten.

Gelbkörperschwäche

Etwas schwieriger sieht es aus, wenn die Hündin unter einer Gelbkörperschwäche leidet. Dann kann die Hündin schwanger werden, die Progesteronausschüttung ist aber so gestört, dass es immer wieder zu Fehlgeburten kommt.

Der Wert nimmt dann nach der Befruchtung so stark ab, dass die Embryos nicht mehr lebensfähig sind. Dies lässt sich nur durch die künstliche Gabe von Hormonen verhindern. Betroffene Hündinnen müssen deshalb während der gesamten Trächtigkeit engmaschig tierärztlich beobachtet werden.

Fazit

Wenn Du mit deiner Hündin planbar oder sogar professionell züchten möchtest, ist die Bestimmung des Progesteronwertes enorm wichtig. Mit den Ergebnissen kannst Du den Decktermin so legen, dass die Schwangerschaft wahrscheinlich zu einem vollen Erfolg wird.

Wenn die Eizellen deiner Hundedame zum optimalen Zeitpunkt befruchtet werden

  • erhöht sich die Chance auf eine Trächtigkeit beträchtlich
  • wird der Wurf der Hündin wahrscheinlich größer.

Die Werte werden meist per Blutabnahme und Schnelltest bestimmt. Profis verlassen sich dabei fast immer auf die Unterstützung von Tierärzten.

FAQs

Wie hoch muss der Progesteronwert beim Hund sein?

Je nach hormoneller Phase schwankt der Progesteronwert bei nicht kastrierten Hündinnen zwischen unter einem und bis zu 30 Nanogramm pro Milliliter. Einige Hundezüchter schicken ihre Hündin bereits bei 5 ng/ml zum Decken, viele warten aber, bis ein Wert von 15 ng/ml erreicht wurde: Das ist etwa 2 bis 3 Tage nach dem Eisprung der Fall.

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Über den Autor Sven Kohler
Über den Autor Sven Kohler

Sven schreibt leidenschaftlich gerne über alles, was seine liebsten haarigen Freunde angeht. Am Herzen liegen ihm dabei Hundeerziehung, -Gesundheit und natürlich -Ernährung- die absolute Grundlage für ein glückliches Hundeleben. Und da es auch eine schier unendliche Anzahl an Zubehör und Spielzeug gibt, macht sich Sven die Mühe und stellt Euch seine liebsten Produkte im Test vor.