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Eigentlich könnten die Hundebesitzer sich freuen: Der Winter 2010/11 war – gemessen an den Wintern zuvor – temperatur- und schneemäßig sehr hart. In vielen flachen Gegenden Deutschlands, Österreichs und der Schweiz gab es seit dem November 2010 durchgängig Temperaturwerte im Minusbereich. Nach landläufiger Meinung müsste es eigentlich ein sehr parasitenarmes Jahr geben. Glaubt man Wissenschaftlern, ist diese Annahme falsch. Da stellt sich nun für Hundebesitzer die Frage, was machen eigentlich Zecken im Winter?
Zecken verfallen im Spätherbst ab dauerhaften Temperaturen unter 7 ° C in eine Art Winterstarre. Der Stoffwechsel wird herabgefahren, das Winterquartier unter feuchten Laubhaufen wurde bezogen. Erst anhaltende Temperaturen unter -20 ° C können den Biestern etwas anhaben. Deshalb ist – trotz des relativ langen Winters – nicht mit einer Entwarnung an der Zeckenfront zu rechnen.
Was ist eine Zecke?
Die Zecke (in Deutschland meist: der gemeine Holzbock, lat. Ixodes ricinus) gehört zur Gruppe der Milben und zählt zu den Spinnen, was man unschwer daran erkennen kann, dass sie acht Beine besitzt. Sie werden in natürlicher Umgebung in der Regel 3-5 Jahre alt.
Wovon ernährt sich eine Zecke?
Die Zecke ernährt sich von anderen Lebewesen bzw. deren Blut und ist damit ein klassischer Parasit. Nachdem sie ihr Opfer befallen hat, sucht sie sich eine geeignete Stelle. Günstig für den Parasiten ist eine möglichst dünne Hautoberfläche mit vielen Blutgefäßen. Deshalb gilt die landläufige Meinung, dass geeignete Kleidung (z. B. Gummistiefel) perfekt für die Zeckenabwehr ist, nur bedingt. Die Zecken krabbeln oft tagelang am Wirt entlang, um eine geeignete Hautstelle für die Blutmahlzeit zu finden. Beim Menschen ist dies oftmals im Bereich der Genitalien oder in den Achselhöhlen, wo die Haut besonders dünn ist.
Bei Hunden ist der ganze Körper, aber auch die bereits genannten Stellen wie Achseln, weiche Bauchhaut und Genitalbereich sehr interessant. Äußerst schmerzhaft ist der Befall bei Hunden an den Lefzen und am Bauch und im Augenlidbereich.
Körperbau der Zecke
Die Zecke hat sich perfekt im Laufe der Evolution an ihren europäischen Lebensraum angepasst. Sie besitzt eine dehnbare, lederartige Haut. Wie bereits beschrieben, hat die Zecke vier Beinpaare.
Am ersten Paar nach dem Kopf befinden sich die wichtigsten Sinnesorgane, die zur Ortung des Opfers dienen. Diese Wahrnehmungsorgane reagieren auf Erschütterungen, Körperwärme, Atemluft und Schweiß. Hier befinden sich ebenfalls die Zangen, mit deren Hilfe sich der Parasit am Wirt fest hält.
Sinnvollerweise befinden sich die Öffnungen des Atemorgans hinter dem letzten Beinpaar. Das gewährleistet eine ununterbrochene Atemluftzufuhr auch während des Beißvorganges.
Der Darm hat zahlreiche Windungen, was ihn bei einer Blutmahlzeit zu dem charakteristischen bäulich-roten Aussehen anschwellen lässt.
Der Stechapparat befindet sich am Kopf und ist ein Wunderwerk der Natur. Die scherenähnlichen Mundwerkzeuge (Cheliceren) öffnen beim Beißvorgang die oberen Hautschichten (Lederhaut) des Wirtes und bereiten den Weg für den mit Widerhaken besetzten Stachel, der die Blutgefäße anzapft.
Entwicklung und Fortpflanzung der Zecke
Die Entwicklung der Zecke verläuft über die Stadien Ei-Larve-Nymphe zur ausgewachsenen Zecke, wobei jedes Entwicklungsstadium Blut saugen muss. Bei einigen Zeckenarten, wie z.B. beim „Gemeinen Holzbock“, müssen drei verschiedene Wirte befallen werden. Diese Entwicklung kann also mehrere Jahre dauern.
Beim gemeinen Holzbock verläuft die Fortpflanzung wesentlich unkomplizierter als bei seinen Verwandten wie z. B. den Lederzecken, die bis zu acht Nymphenstadien durchlaufen müssen.
Das Zeckenweibchen klebt an Blattunterseiten Ei-Pakete von etwa 2.000 Eiern an, aus der die Larven schlüpfen. Nun beginnt die Suche nach einem Zwischenwirt. Ein kleines Nagetier (Mäuse, Eichhörnchen, Ratten etc.) tut diesen Dienst und wird nach dessen Befall die erste Blutmalzeit. Die körperliche Entwicklung schreitet voran und erfordert mehrere Häutungen an deren Entwicklungsende die 1-2 mm große achtbeinige Nymphe steht (Wikipedia: „Als Nymphen werden Jungtiere … bezeichnet, die, anders als Larven, äußerlich dem erwachsenen Stadium bereits sehr ähneln).
In diesem Stadium benötigt der Parasit ein Opfer, das körperlich größer ist als der Vorwirt. Jetzt werden Hunde für die Zecken „interessant“. Nach einem weiteren Ernährungs- und Häutungsvorgang ist der Parasit für den Endwirt „gerüstet“, der abermals körperlich größer ist, als das vorherige Opfer. Nach einer Stärkung ist die Reife für die Fortpflanzung gekommen. Nach der Paarung, nach deren Abschluss der männliche Holzbock stirbt, beginnt der Zyklus mit der Eiablage von neuem. Am Ende dieses Vorgangs ist auch das Lebenswerk des weiblichen Holzbockes vollendet.
Sind Zecken gefährlich?
Als Überträger von zahlreichen Krankheiten beispielsweise Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist die Zecke durchaus auch für den Menschen als gefährlich einzustufen. Als Vorbeugung wird geraten nach einem Spaziergang in einem potentiellen Zeckengebiet den Körper gründlich abzusuchen und/oder eine präventive Impfung. Gerade Hundehalter, die doch ständig mit dieser Gefahr konfrontiert werden, sollten über diesen Punkt mit ihrem Arzt unterhalten.
Wikipedia berichtet, „…bei Haushunden sind Einzelfälle mit Fieber, Bewusstseinstrübung, Lähmungen und Ausfällen der Hirnnerven beschrieben, insgesamt scheinen sie aber wenig empfänglich und selbst experimentelle Infektionen an Welpen führten zu keiner klinischen Symptomatik.“
Die Übertragung der Krankheiten wird durch den Biss eingeleitet. Mit dem Sekret, den die Zecke in den Wirt injiziert, um die Blutgerinnung zu unterbinden, gelangen Krankheitserreger in den Blutkreislauf des befallenen Lebewesens.
Obwohl die Zecke relativ lange ohne Nahrung auskommen kann, benötigt sie – verglichen mit der Stechmücke – sehr viel Blut. Während Stechmücken ihr Werk im Regelfall in Sekunden erledigen, vergnügt sich die Zecke bis zu zwei Wochen am Wirt.
Zecken können hässliche Krankheiten übertragen – auch auf Hunde. Deshalb raten wir Ihnen dringend sich in Büchern über Erste Hilfe beim Hund zu informieren.
Einzelne Hunderassen reagieren verschieden auf einen Zeckenbiss. Über Eigenarten der einzelnen Hunderassen finden Sie viel interessantes Infomaterial unter Hunderassen-Buch.
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